Castrop-Rauxel. .
Die Skulptur „Ruhrgold“ der Kölner Künstlerin Christiane B. Bethke macht am Samstag Station an der Wartburg in Castrop-Rauxel. Das über zwei Meter große und 200 Kilo schwere Riesenteil wird mit einem Kran an Bord eines Kirchboots gebracht.
Die Kugel kommt: Nein, nicht die leckere Kalorienbombe aus Schokolade, sondern ein gewaltiges Kunstwerk aus Kohle. Am Samstag, 21. August, wird die Skulptur „Ruhrgold“ der Kölner Künstlerin Christiane B. Bethke im Rahmen des Projekts „Von Ort zu Ort - unterwegs im Revier“ Station in der Europastadt machen - am Rhein-Herne-Kanal an der Wartburginsel.
Der Clou: Das über zwei Meter große und 200 Kilogramm schwere Riesenteil steht dann nicht irgendwo in der Landschaft herum, sondern wird von fachkundigen Helfern mittels Krantechnik an Bord eines zwölf Meter langen Ruderbootes, einem sogenannten Kirchboot, gebracht.
Hans-Otto Horstmann, Webmaster des Rudervereins Rauxel 1922 ist begeistert, schließlich sind seine Sportler als Bestandteil der Kunstaktion fest eingeplant. So begleiten die Rauxeler Ruderer das fette Kirchboot auf seiner etwa zweistündigen Tour zwischen Wartburginsel und Wasserkreuz Emscherdüker. Dann soll es im Kanalwasser des Rhein-Herne-Kanals hin- und herfahren und „ein imposantes Bild abgeben“, schwärmt Horstmann schon jetzt.
Eine gewisse Spannung bleibt...
Vor der riesigen schwarzen Kugel werden vier Ruderer sitzen, hinter ihr wiederum vier, hinzu kommt ein Steuermann - allesamt eine Profitruppe aus Köln. Horstmann beeindruckt: „Für Ruderer ist es das Größte, einmal in einem solchen Kirchboot zu sitzen.“
Doch 200 Kilogramm Transportgut sind natürlich eine echte Hausnummer. Was, wenn die Kugel rutscht und den Kahn umkippt oder gar in die Tiefe reißt? Nun, „wir haben alles gecheckt, Sicherheitskräfte und das DLRG sind vor Ort“. Eigentlich dürfte nichts passieren, zumal das Boot eine solche Last durchaus trägt. „Aber eine gewisse Spannung bleibt natürlich und das Event ist schon ein Wagnis“, sagt Horstmann, der sich bereits riesig auf die Aktion freut. „Das ist mal keine bierernste Sache, da soll Kunst auch einmal Spaß machen.“ So werden die Zuschauer auch nicht mit verschwurbelten Reden gequält, vielmehr gibt’s ‘was auf die Hand, „gibt’s Bier und Würstchen“. Einen gewissen Respekt zollten die Rauxeler Ruderer gleichwohl der Aktion. Horstmann: „Die Bandbreite reichte von erstaunt bis unglaublich. Einige fanden das auch ganz schön bizarr.“
Ist es aber gar nicht, sondern eben ein Projekt zur Kulturhauptstadt Ruhr.2010. Mit ihrem „Ruhrgold“-Projekt will die Künstlerin Bethke „den Mythos Ruhrgebiet in seiner einzigartigen, mit eigenem Charme geprägten Atmosphäre künstlerisch und temporär neu aufzeigen“.
So reist die Kugel zwischen April und Oktober quer durchs Revier, steuert in diesem Zeitraum 14 Stationen an. Dort macht sie für einen Tag halt und soll „Neugier wecken, Horizonte öffnen sowie Ort, Mensch und Kunst verbinden“, sagt Bethke, die in Köln im Cap Cologne, einer Künstlerkolonie, lebt und arbeitet. Die 46-Jährige setzt sich seit Jahren mit dem öffentlichen Raum auseinander, indem sie genau dort Installationen, Aktionen und Projekte stattfinden lässt.
Die Kohle, das schwarze Gold
Ihre schwarze Kugel soll ins Bewusstsein rufen, was die Kohle, das schwarze Gold, also das „Ruhrgold“ für die Region bedeutete und immer noch bedeutet. „Ich wollte den Werkstoff Kohle zur Kunst erheben.“
Über sieben Wochen dauerte allein die Herstellung der Kugel, die aus einem Nylonkern besteht, der von Anthrazitstücken mit einer Körnung von ein bis zwei Zentimetern ummantelt ist. „Das Schwierigste war das Fixieren der Masse. Ein Spezial-Kleber von Henkel brachte den Durchbruch.“
Die Castrop-Rauxeler Aktion sieht Bethke als die waghalsigste ihrer bisherigen Kugel-Tour an, die bislang auf einem Fußballplatz, einem Campingplatz und auch auf einem Dach im Gelsenkirchener Wissenschaftspark Station machte. Gleichwohl muss ein Froschkönig nicht engagiert werden, sollte die Kugel vom Boot plumpsen. „Die ,Ruhrgold’-Kugel ist trotz der 200 Kilogramm ein Hohlkörper. Wenn sie runterfällt, dann schwimmt sie einfach.“