Castrop-Rauxel. Milch gilt als wichtiger Bestandteil der Kinderernährung, doch der Absatz an Grundschulen geht seit Jahren zurück. Woran das liegt und wann Milch wirklich gesund ist

Ab neun Uhr stehen die kleinen blauen Kisten bei Cornelia Lüdtke bereit. Dann holen Jamie, Sabrina und Lasse bei der Hausmeisterin der Waldschule die Schulmilch für ihre Klasse ab. Doch die Nachfrage nach Kakao, Erdbeer-, Vanille- oder einfacher Milch an der Rauxeler Grundschule sinkt. In einigen Getränkekisten stehen nur noch vier oder fünf der kleinen Fläschchen. „Immer weniger Kinder bestellen Milch“, sagt Hausmeisterin Lüdtke. „Vielen Eltern ist das offenbar zu teuer geworden.“

Der tägliche Viertelliter Milch kostet monatlich etwa sechs Euro, Kakao und die anderen Geschmackssorten sieben Euro.

Seit 1994 geht die von der EU finanzierte Beihilfe für Schulmilch immer weiter zurück. Waren es damals etwa 40 Cent, die die EU beisteuerte, sind es heute noch rund 18 Cent pro Kilo. Entsprechend rückläufig ist der Verzehr – nicht nur in unserer Stadt. Mit dem „Modellvorhaben Schulmilch“ konnte NRW diesem Trend zuletzt entgegen wirken. Der Rückgang des Schulmilchabsatzes wurde im Vergleich zum Bundesdurchschnitt (66 Prozent) halbiert.

„Es wäre verkürzt, gesunde Ernährung nur auf Milch zu reduzieren“


Und dennoch: „Die Schüler bringen verstärkt eigene Getränke mit in die Schule“, beobachtet die Schulleiterin der Waldschule, Elfi Streicher. „Fruchtsaftgetränke, aber auch Mineralwasser zählen dazu.“ Bestandteil des Unterrichts sei die Milch trotzdem – oder gerade deshalb. Die Landfrauen kamen etwa in den Unterricht und gestalteten eine Einheit rund um Weg, Herkunft und Verarbeitung.

„Milch ist ein bedeutender Bestandteil der Kinderernährung – vom Säugling bis zum Jugendlichen“, erklärt Dr. Mathilde Kersting vom Dortmunder Institut für Kinderernährung. „Sie ist nur schwer durch andere Nahrung zu ersetzen, enthält wichtige Eiweiße sowie Calcium und Vitamine.“

Das Institut für Kinderernährung spricht deshalb folgende Empfehlung im Hinblick auf das Getränk aus: Zwei- bis Dreijährige sollten eine Menge von 330 ml Milch pro Tag trinken, Grundschulkinder 400 ml – also etwa zwei Gläser – und ältere Schulkinder 450 ml. Das sei jeweils ausreichend. „Bei einem höheren Verzehr besteht die Gefahr, andere wichtige Lebensmittel zu verdrängen“, so Dr. Kersting. Entscheident sei nämlich das Zusammenspiel mit anderen Lebensmitteln. „Es wäre völlig verkürzt, gesunde Ernährung nur auf Milch zu reduzieren.“

Für die Grundschüler Jamie, Sabrina und Lasse jedenfalls ist die Milch ein prima Muntermacher – wenn auch nicht in ihrer reinen Form. Ihre Lieblingssorten: „Kakao und Vanille.“