Castrop-Rauxel. Diese Panikmache – Dieter Nuhr packt sie einfach nicht mehr. Zu oft schon habe er den Weltuntergang angepriesen bekommen. Tschernobyl damals. „Drei Monate keinen Salat gegessen und weitergemacht.“

Waldsterben, Ozonloch, Aids, Gentechnik, Rinderwahnsinn, Schweinegrippe – „Alles groß angekündigt und nix passiert“. Ja, er sei glücklich, aber Vorsicht: „Wer heute sagt ,Die Welt ist schön` hängt ruckzuck am Tropf mit Depressiva.“

Riesige Leinwände und Showeffekte, die brauchte der 49-jährige preisgekrönte Kabarettist noch nie. Ein einfaches Lesepult, ein Glas drauf, nichts lenkte die 1 500 Zuschauer in der schon lange restlos ausverkauften Europahalle am Freitagabend ab von dem Mann, der sich bei seinem aktuellen Programm „Nuhr die Ruhe“ in Bestform präsentierte.

Als seine „Bürgerpflicht“ sah Nuhr es an, den Menschen zu Ruhe und Gelassenheit zu raten, im jovialen Plauderton teilte er dennoch kräftig aus. Sexueller Missbrauch bei der Bundeswehr: „Da hätten die Rekruten auch Messdiener bleiben können“. Der Vulkanausbruch auf Island: „Himmlische Strafe oder die Rache Kachelmanns?“ Die Bundesregierung: „Vom Typ her lustig. Viele Frauen, ein Schwuler, eine siebenfache Mutter, ein junges Mädchen und gar ein Adeliger – In den 80ern hätte man das Sponti-Gruppe genannt.“

Nuhrs Pointen zünden. Natürlich auch, wenn es um den Unterschied der Geschlechter geht: Das einzige, was eine Frau heute noch vom Mann unterscheide, sei der rosa Rasierer. Gott hingegen kann für den Comedian nur eins sein – ein Mann: „Sonst würde sie zu uns sprechen.“ Überhaupt sei es Gottvertrauen, was den Menschen heute fehle. „Das jedoch liegt vor allem an Gott selbst. Wenn wir mit dem Auto liegen bleiben, können wir soviel beten wie wir wollen, Benzin regnet es dennoch nicht. Kein Wunder also, dass der ADAC mittlerweile mehr Mitglieder hat als die Kirche.“

Dieter Nuhrs WM-Favorit heißt Griechenland: „Geld schießt bekanntlich keine Tore. Die Reise nach Südafrika müssten sie allerdings noch bezahlen.“

Statt einer Zugabe im eigentlichen Sinne beantwortete Nuhr nach seinem zweistündigen Programm Fanfragen und bewies dabei einmal mehr sein Improvisationsvermögen: Hochintelligent und megakomisch. So kann es eben nur Nuhr.