Der Bundesgerichtshof hat in dieser Woche ein Urteil gefällt, dass ledigen Vätern ebenfalls das Sorgerecht für die Kinder zuspricht. Mit dem Jugendamtsleiter Volker Hilgen-stock sprach Redakteurin Eva Arndt.

Der Bundesgerichtshof hat in dieser Woche entschieden, dass ledige Väter Anspruch auf ein gemeinsames Sorgerecht haben. Wie beurteilen Sie die Auswirkungen, wenn die Gesetze geändert worden sind?

Wenn es zwischen Partnern bisher schon strittig war, wird es auch weiterhin strittig bleiben. Ob es eine Gesetzesänderung gibt oder nicht.

Was wird sich denn ändern, wenn irgendwann ein neues Gesetz besteht?

Es hat auch früher immer eine eingeschränkte Personensorge gegeben. Aber wenn Knatsch in der Bude war, waren die Väter schneller aus ihren Rechten raus, wenn die Mutter sagte, dass dem Kind der Umgang mit dem Vater nicht gut tut. Bei der neuen Rechtslage wird man mehr klären und begründen müssen. Das heißt: Es kommt ein Wust von Schriftverkehr auf die Jugendämter zu.

Was ist denn die Aufgabe des Jugendamtes, wenn sich die Eltern nicht einigen können?

Wir versuchen, mit den Eltern zu reden, bis eine Einigung erzielt worden ist. Aber grundsätzlich wird es weiterhin Rosenkrieg geben – nur in veränderter Form. Das ist hier tägliches Brot. Denn die Scheidungen nehmen weiter zu.

Werden Sie bei allen Scheidungen informiert, und wer informiert Sie?

Wir haben hier eine Trennungs- und Scheidungsberatung. Bei Ehen, die geschieden werden, informiert uns das Gericht, wenn Kinder vorhanden sind. Bei Konflikten ist es die schwierigste Aufgabe, Lösungen zu finden. Denn oft sind die Väter auch vor den Kopf gestoßen, wenn sie plötzlich ihr Kind nicht mehr sehen dürfen. Da dann zu vermitteln und eine vernünftige Lösung zu finden, ist unser Ziel.

Eine Scheidung oder Trennung ist für die Erwachsenen schwer zu verkraften. Wie verarbeiten Kinder einen solchen Einschnitt?

Kinder wollen immer beide Seiten haben und sie wünschen sich, dass sich nichts verändert, dass alles so bleibt wie es immer war. Insofern ist eine Trennung für Kinder sehr belastend.

Gibt es einen Unterschied, ob sich Ehepaare trennen oder Paare auseinandergehen?

Nein. Die Ursachen für eine Trennung sind vielfältig, aber die Probleme sind häufig ähnlich. Wenn es sich um jahrelang aufgestaute Konflikte handelt, dann geht in vielen Fällen der Blick für die Schwierigkeiten der Kinder verloren. Das ist bei Trennungen sehr oft so. Da wird auch ein neues Gesetz nichts dran ändern. Denn ein anderes Gesetz kann Gefühle nicht vorschreiben. Wir können nur versuchen, zu vernünftigen Vereinbarungen zu verhelfen. Aber Konfliktlösungen kann man nicht verordnen.