Castrop-Rauxel.

Eigentlich gilt es nicht als Straftat, sich am Dativ oder am Akkusativ zu vergehen. Und doch kam Kabarettist Fritz Eckenga genau deshalb am Montag in den Knast.

Wegen Beihilfe – Pardon: wegen Beifall – erhielt sein Publikum ebenfalls einen Abend ohne Bewährung. Hingegangen, mitgefangen. Immerhin saß Fritz Eckenga zeitweilig in der Justizvollzugsanstalt Castrop-Rauxel ein. In der jüngst eröffneten Gefangenenbücherei trug er seine „gestammelten Werke“ vor. Die Lesung bildete den Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe „Kultur im Meisenhof“.

Kultur, dazu zählt eindeutig auch unsere Sprache hier im Pott. „Ruhrisch“, nennt Eckenga diese Varietät des Hochdeutschen. Eine Varietät, die nicht so aufgebrezelt sei. „Das Ruhrisch ruht in sich selbst, da entscheiden die Sprecher von Fall zu Fall, welchen sie nehmen“, erklärte Fritz Eckenga einem höchst amüsierten Publikum. „Wer braucht denn schon den Dativ, wenn man auch mit dem Akkusativ fragen kann?“, so Eckenga und nannte so gleich ein plausibles Beispiel: „Wen gehört das Fahrrad?“ Da müsse die Antwort auch nicht „ihr“ lauten. „Sie“ gehe auch. Allerdings schätze der Ruhri den Dativ schon auch wert, er sei sein bestes Stück, wenn er einen Endpunkt beschreiben wolle. „Ich geh’ im Bett.“

Ja, das Ruhrgebiet zähle sprachlich eben zur Avantgarde, stellte Fritz Eckenga fest. Wenn das so ist, dann gehört der patriotische Poet wohl zu den linguistischen Avantgardisten. Seine Texte jedenfalls zeichneten sich durch ein großes Gespür für sprachliche Feinheiten und ein hohes Maß an Wortwitz aus. Eckenga karikierte die „ruhrische“ Varietät, aber das fast liebevoll, zu keiner Zeit höhnisch.

Noch lieber als über die grammtischen Irrwege aber sprach der Literat über Fußball im Allgemeinen und den BVB im Speziellen. „Gibt es hier Schalke-Fans?“, fragte er ins Publikum. Der ein oder andere zeigte auf. „Tja, Pech gehabt“, kommentierte Eckenga trocken und teilte ordentlich in Richtung Herne-Süd aus.