Der Kandidat hat (fast) 100 Punkte. Gestern wurde die „in Deutschland repräsentative Umfrage“ zur Kennzeichenliberalisierung vorgestellt. Heraus kam: CAS den Castroper-Rauxelern.
Wenn auch in dieser Stadt lediglich 191 Personen befragt wurden, das sind laut Stadt 0,28 Prozent der Bürger, so ergab die Befragung doch: 90 Prozent Zustimmung zu der Wiedereinführung des CAS-Nummerschildes.
Die Europastadt liegt damit voll im Trend der Ergebnisse. Die sogenannte Heilbronner Initiative von Prof. Dr. Ralf Bochert, Studiendekan des Studiengangs Tourismusmanagement an der Hochschule Heilbronn, hat im April und Mai mehr als 11 000 Menschen in 51 deutschen Städten befragt. Ziel der Initiative ist es, auslaufende Kennzeichen wieder einzuführen. „Eine große Mehrheit will ihre alten Kennzeichen zurück“, erklärt der Professor. Gut 73 Prozent der Befragten in allen Städten sind es, die dieses Verlangen haben. Nur zwölf Prozent seien für die Beibehaltung der aktuellen Situation. Auffällig stark sei der Wunsch zur „Reform der Reform“ in den neuen Bundesländern. Je kürzer der Kennzeichenverlust zurückliegt, desto mehr Befürworter gebe es. „Diese Ergebnistendenz in den neuen Bundesländern war zu erwarten. Überraschend ist jedoch, dass zwei Drittel der Befragten in den alten Bundesländern, wo die Gebietsreformen zum Großteil bereits in den 1970er Jahren durchgeführt wurden, ebenfalls zu ihrem Altkennzeichen zurück wollen. Dies zeigt, welche Langfristigkeit und Nachhaltigkeit das Thema hat“, so Bochert.
Die Leidenschaft zu den alten Kennzeichen kennen auch die Bürgermeister der betroffenen Städte. Zum Beispiel von Gladbeck und Castrop-Rauxel. Daher haben sich auch die Bürgermeister Ulrich Roland und Johannes Beisenherz zusammengetan, um die Initiative voran zu bringen.
„Der Landrat ist natürlich vorab schon informiert“, sagt Roland. „Jetzt wollen wir das Thema in die Bürgermeisterkonferenz bringen.“ Wenn erst Zustimmen da sei, brauche es gar nicht so viel bürokratischen Aufwand, ist Prof. Bochert überzeugt. Vor allem sei die Umstellung zum Nulltarif zu haben. Das sei das Reizvolle an der Idee. Man erfülle einen Wunsch der Bürger und kostenmäßig sei man auf der sicheren Seite. „Es soll nicht auf einen Schlag die neuen alten Kennzeichen für die Städte geben. Sondern, immer wenn jemand ein anderes Auto anmeldet, kann dann ein Alt-Kennzeichen ausgegeben werden, wenn der Kreis das so beschlossen hat“, erklärt der Tourismus-Experte.
Er sieht noch viel mehr Vorteile: Es sei außer der lokalen Zugehörigkeit, die viele so sehr schätzen auch ein Marketing-Instrument für die Städte. Wer mit einem CAS-Kennzeichen durch die Lande fahre, mache zwangsweise auch Werbung für seine eigene Stadt. Und, es erfülle den Wunsch der Bürger nach Nostalgie. Dass eine ganz andere Initiative – eine im Grund gegenläufige – zu Erfolgen führen könne, daran glaubt Prof. Bochert nicht. Denn es gibt auf EU-Ebene den Versuch, Autokennzeichen völlig anonym werden zu lassen, so dass man das Bundesland nicht erkennen kann und schon gar nicht mehr die Stadt.
Ralf Bochert: „Gegen den Versuch stemmen sich vor allem Deutschland und Österreich. Vor allem Deutschland ist vehement gegen eine solche Richtung der Europäischen Union. Ich glaube nicht daran, dass die EU mit der Idee Erfolg haben wird.“ Einen konkreten Zeitrahmen wollte der Professor nicht nennen, aber es werde wohl keine Jahren dauern.