Organspende ist ein angstbesetztes Thema. Eins, das man gerne weit weg schiebt, das einen nur dann kalt lässt, wenn man es ignoriert.
Das stellte man auch bei unserer Telefonaktion mit dem Transplantationsbeauftragten des Evangelischen Krankenhauses, Dr. Jürgen Jahn, fest. Kaum Anrufe.
Für Dr. Jahn nicht ungewöhnlich. Er kennt die Vorbehalte der Menschen, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Dabei ist es dringend geboten. „12 000 Patienten warten aktuell in der Bundesrepublik auf eine Organspende“, sagt der Arzt. Es gebe unterschiedliche Umfragen. Manche sagten aus, dass die Mehrheit der Bevölkerung wohl bereit wäre, Organe zu spenden. „Aber sie dokumentieren es eben nicht, was im Notfall dann nichts nützt.“
Das deutsche System – im Gegensatz zu manch’ anderen europäischen Ländern – besagt ja, dass man ausdrücklich einer Organspende zustimmen muss. Weil das so wenige Menschen in Deutschland dokumentiert haben, müssen die benötigten Organe aus dem Ausland beschafft werden. Andere Länder haben ein anderes System. Da ist jeder Bürger automatisch Organspender, es sei denn, er hat dem ausdrücklich widersprochen.
Dr. Jürgen Jahn ist für das deutsche System, obwohl es zurzeit viel zu wenige Spender gibt. „Es ist eine Frage des Demokratieverständnisses. Und da finde ich, dass bei uns der Willensfreiheit deutlich besser Rechnung getragen wird“, betont er. Daher wirbt er, sich mit dem Thema auseinander zu setzen und aufzuklären. „Meine Tochter kam vor kurzem mit einem Spenderausweis aus der Schule und war überzeugt von der Idee, Organspender zu werden. Mein Sohn genauso. Da war das Thema im Unterricht besprochen worden, und Spenderausweise konnten mitgenommen werden.“
Die Angst, dass ein Organ entnommen wird, wenn man doch noch eine Chance hätte, weiter zu leben, nimmt Dr. Jahn. Er erklärt, wie das Krankenhaus vorgeht, wenn ein Patient verstirbt, bei dem eine Organspende infrage kommt. „Es müssen zwei Ärzte getrennt den Hirntod feststellen. Also es muss das nicht mehr vorhanden sein, was uns als Menschen ausmacht. Es gibt dann strikte Vorgaben.“ Wenn ein Spenderausweis da ist oder die Angehörigen einer Organspende zugestimmt haben, wird die Deutsche Stiftung für Organtransplantation angerufen. „Ein Telefon, das 24 Stunden besetzt ist.“ Mitarbeiter der Stiftung, die an vielen Orten in der Bundesrepublik arbeiten, kommen dann sofort ins Krankenhaus und prüfen, welche Organe in Ordnung sind. „Meistens geht es um eine Spende von Herz, Niere oder Lunge“, erläutert Jahn. „Für viele, die einen Angehörigen verloren haben, ist es ein Trost, wenn sie durch eine Organspende noch Leben retten können.“