Castrop-Rauxel. In Castrop-Rauxel regt sich großer Protest gegen ein geplantes Windrad. Dieses soll direkt an der Stadtgrenze auf Bochumer Stadtgebiet gebaut werden. Die Anwohner wollen eine Bürgerinitiative gründen und Widerstand leisten, weil sie in die Planungen nicht mit einbezogen wurden.
„Dreistes Verhalten – anders kann man die Vorgehensweise der SPD Bezirksfraktion Bochum-Nord nicht bezeichnen”, stellt Heinrich Breuckmann fest. Das Rot/Grün-Bündnis hält an der Windenergiefläche fest. Er ist einer der Nachbarn, denen das Windrad dicht vor die Nase gesetzt wurde – nur 270 m entfernt. „Dass das viel zu nah ist, stellte bereits in erster Instanz das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen fest, in zweiter Instanz das Oberverwaltungsgericht Münster und stoppte den Weiterbau.” Die Anwohner jetzt noch mit Hilfe eines Bebauungsplans zu zwingen, Bäume zu pflanzen, komme einer Enteignung gleich.
Breuckmann verweist auf die Empfehlung im Windenergie-Erlass Nordrhein-Westfalen, in dem eine Distanz von 700 m zwischen Windrädern und Wohnbebauung als angemessen angesehen wird. „Wir werden eine Bürgerinitiative aus dem Boden stampfen und entschieden Widerstand leisten, sagt der Betroffene. Die Stadt Bochum soll den deutlichen Gegenwind zu spüren bekommen. Breuckmann weist darauf hin, dass dieses Windrad das größte im Ruhrgebiet sein würde mit einer oberen Flügelspitze von alleine 150 Metern.
Beteiligung ist ohne Planverfahren so nicht möglich
Den Zorn zogen sich jetzt SPD und Grüne der Bochumer Bezirksfraktion auf sich, die das Windrad in Gerthe befürworten. In der Bezirksvertretung, die in der vergangenen Woche tagte, stimmte die rot-grüne Koalition der Aufstellung des Bebauungsplans 908 Bövinghauser Hellweg zu. „Ziel der Neuplanung ist die Errichtung einer Windkraftanlage zwischen Bövinghauser Hellweg und Castroper Hellweg unter gleichzeitiger umfassender Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Castrop-Rauxel. Eine Beteiligung der Öffentlichkeit ist ohne ein solches Planverfahren so nicht möglich”, heißt es in einem Schreiben der beiden Parteien. Wie berichtet war der Bau der Windkraftanlage auf Bochumer Gebiet begonnen worden, ohne dass die Stadt Castrop-Rauxel und die Bürger dieser Stadt davon in Kenntnis gesetzt worden waren. Dagegen zog Heinrich Breuckmann vor Gericht und bekam Recht.
Doch die Fraktionen SPD und Grüne setzen sich nach wie vor dafür ein, dass die einzige Windenergie-Vorrangfläche der Stadt auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche als Standort für Windkraft erhalten bleibt. Auch wenn die Koalitionspartner eine frühere Aufstellung dieses Bebauungsplanes begrüßt hätten, trage der Beschluss maßgeblich dazu bei, die Bürgerbeteiligung zu sichern, lassen die Parteien verlauten.
„Für die Aufstellung des Windrades, gegen das im Vorfeld weder von der Stadt Castrop-Rauxel (1998) noch von Bürgern (September/Oktober 1999) Anregungen und Proteste vorgelegt wurden, hatten das Staatliche Umweltamt Hagen und die Stadt Bochum Genehmigungen erteilt”, betonen Bochums SPD und Grüne.