Castrop-Rauxel. Das Chaos im Sauerland auf der A 45 wirft Fragen auf. Und Kritik. Die Castrop-Rauxelerin Christiane S. brauchte 18 Stunden für die Fahrt von Bilstein in die Europastadt

So ein Wintererlebnis vergisst man nicht: 18 Stunden war Christiane S. in der Nacht zum Mittwoch unterwegs, 18 Stunden für knapp 100 Kilometer von Bilstein nach Castrop-Rauxel, für die das Navi eine gute Stunde Fahrzeit ausgibt. 18 Stunden im Megastau auf der A 45, der für sie und ihren Lebensgefährten Dr. Magnus Heier im Nachhinein so einige Fragen aufwirft. Und Kritik.

Angefangen beim Stau-Informationssystem des NRW-Verkehrsministeriums, das Dienstagabend für die Sauerlandlinie freie Fahrt verhieß. Mittwochmorgen übrigens auch noch, als schon lange vom völligen Zusammenbruch des Verkehrs auf der A 45 die Rede war. „Das Informationssystem kam mit dem Schnee nicht zurecht”, erfuhr Heier: „Warum die aber 15 Stunden nicht manuell nachbessern konnten, das konnten die mir auch nicht erklären.”

Ärgernis Nummer zwei: Christiane S. stand erstmals noch vor der Autobahnauffahrt im Stau – und wurde von der Polizei auf die A 45 geleitet – direkt in den nächsten, den ultimativen: nichts ging da mehr, apokalyptische Bilder nahezu: „Wie in einem Kinderzimmer, wenn jähzornig die Spielzeugautos durcheinander geworfen wurden”, beschreibt Heier.

Und schließlich: Die Helfer, von denen berichtet wurde, sie hätten Tee und Decken verteilt, hat Christiane S. in den 15 Stunden Standzeit auf der Autobahn vor Drolshagen nicht gesehen. Ebensowenig die Räumfahrzeuge, für die immer wieder appelliert wurde, ein Gasse zu bilden.

Dr. Magnus Heier zieht sein Fazit, während die Freundin sich gestern nach der durchwachten Nacht erst mal richtig ausschlafen musste: „Ich habe Verständnis dafür, dass man solche gewaltigen Schneemassen nicht einfach so wegräumen kann. Ich habe auch Verständnis dafür, dass Lastwagen bei der Wetterlage liegen bleiben. Kein Verständnis habe ich dafür, dass man Menschen in solcher Situation einfach 15 Stunden mutterseelenallein lässt.” Christiane S. habe einfach „richtig Pech” gehabt. Glück war aber auch dabei: sie hatte vor ihrem Aufbruch vollgetankt.