Castrop-Rauxel. Pudel Bob Marley ist der Patenhund des 2050-Damen-starken Mark-Medlock-Fanclubs namens "Die Bobbelsche Armee". Da das Tier nicht mehr vermittelbar ist, möchten die Anhänger des Musikers dem Pudel einen Lebensabend in Luxus ermöglichen.
Bob Marley ist ein rastalockenverfilztes, zahnloses Fellgestell. Vielleicht ein Harlekin-Pudel? Man weiß es nicht. Der Hund aus dem Tierheim Castrop-Rauxel hatte eine schwere Vergangenheit und nun eine absurde Gegenwart: Denn der Fanclub des Schmusepopsängers Mark Medlock, die „Bobbelsche Armee”, erkor das Tier zu seinem Patenhund. Über Nacht hatte „Bob Marley” ein eigenes Konto, gefüllt mit 2000 Euro. Nun ist Marley der König der Köter.
Der neunjährige Rüde lebt in einem Hundekörbchen im Büro von Tierheimleiterin Ute Cremer. Auf dem Schrank stapelt sich sein Luxusessen: „Hirsch mit Kartoffeln” isst er gerne und „Rentier”. Außerdem lutscht er spezielle Leckerlis, unter die Cremer die täglichen Tabletten mogelt. Beim Besuch kläfft Marley wild um sich, er möchte einfach nur seine Ruhe.
„Dieser Hund ist nicht vermittelbar”, sagt Ute Cremer. Das ist auch der Grund, warum die „Bobbelsche Armee” mit ihrem Spenden ihm einen Lebensabend in Luxus ermöglichen möchte. Den Schmerz, den Menschen ihm einst antaten, möchten sie so lindern.
Gassi gehen, geht nicht
Bob Marley hatte nie mit anderen Hunden Kontakt, er kennt es nicht, mit der Nase den Boden abzuschnüffeln, er lässt sich nicht anfassen. Mit ihm an der Leine Gassi gehen, geht nicht. „Der will nur rennen, rennen, rennen.” Im August 2008 brachten zwei Männer das Tier vorbei, angeblich hätten sie ihn im Wald gefunden. „Aber das glaube ich nicht”, sagt Ute Cremer. Bob Marley musste geschoren werden, alle Zähne waren entzündet, so dass sie gezogen wurden. Nun hat er auch noch Nierenprobleme, so dass er eine spezielle Ernährung braucht. Die zu kaufen, ist für die Tierheimmitarbeiter nun kein Problem mehr. Überhaupt sind sie dankbar, für die plötzliche Spendenbereitschaft: Denn von Marleys Patenkonto können auch andere Vierbeiner überleben.
„Marley hat sich eine eigene Welt geschaffen”, steht nun auf der Homepage des Tierheimes. „Eine Welt, in der er so leben kann, wie er möchte. In der er ein kuscheliges Körbchen und leckeres Futter bekommt, und in der ihn Menschen nur soweit nahe kommen, wie er es möchte.” Die meist weiblichen Mitglieder der „Bobbelschen Armee” lassen den Hund auf ihrer Internetseite gleich selbst sprechen: „Vielleicht bin ich äußerlich für viele Menschen nicht schön. Aber ist es nicht so, dass Liebe schön macht?”
Ein einziges Mal musste Ute Cremer dem Hund doch näher kommen, als erwünscht – um ihm ein Halsband über den Kopf zu ziehen. Es wurde ausgerechnet ein gespendetes Halsband mit dem Aufdruck „FC Bayern München”. Bob Marley ist also Bayern-Fan. Gut, dass das die „Bobbelsche Armee” nicht weiß.