Catrop-Rauxel- Immer mehr Anleger meinen, für eine ertragslose Anleihe ihr Kreditinstitut zur Rechenschaft ziehen zu können. Ein Kunde aus Castrop-Rauxel liegt mit seiner Bank in einem Streit, der wohl vor Gericht gehen wird. Kein Einzelfall.

Seine Rente aufbessern, das war das Ziel von Peter Ambos. Der inzwischen pensionierte Lehrer legte deswegen einen hohen Betrag bei einem Castrop-Rauxeler Geldinstitut an, aufgeteilt in sieben verschiedene Fonds. Das war 2001. Inzwischen hat sich der Betrag fast halbiert. Die Wirtschaftskrise habe Schuld, meinte das Kreditinstitut und riet zur Geduld. Von wegen, meint Ambos: Er sei schlecht beraten worden, die hohen Gebühren hätten die kleinen Gewinne aufgefressen. Inzwischen liegen Ambos und das Geldinstitut in einem Streit, der wohl vor Gericht gehen wird. Kein Einzelfall.

Im Prinzip sei es doch so, meint ein Bankberater hinter vorgehaltener Hand: 50 Mal haben solche Leute Geld angelegt, 40 Mal haben sie Gewinn gemacht. Als nun die Aktien in den Keller gingen, wundern sie sich. Und meinen, ermuntert durch Presseberichte, die Banken verklagen zu können. Und das sei immer öfter der Fall.

Viele beliebte Fonds sind in den Keller gegangen

Wirklich? Britta Schumacher von der Volksbank Dortmund sagt: „Bei uns stellt sich das nicht so dar.” Denn de facto bräuchten die meisten der Kunden das Geld und würden so gut wie nie ein risikobehaftetes Produkt auswählen. Auch Mike Schweitzer von der Pressestelle der Deutschen Bank sei eine solche Tendenz unbekannt.

Dabei – machen wir uns nichts vor – sind beliebte Produkte wie die „Deka Fonds” der Sparkassen oder das Volksbank-Äquivalent „Union Investment” in den Keller gegangen. Zum Ärger vieler Anleger, die mit einem solchen Verlust nicht gerechnet hätten

Wolfgang Fornalczyk aus dem Vorstandsstab der Sparkasse Vest bestätigt, dass die Zahl der Kunden, die ihre Bank zur Rechenschaft ziehen möchten, durchaus zunehme: „Die Hemmschwelle, Kreditinstitute zu verklagen, hat abgenommen.” Die Sparkassen würden aber detailliert aufzeichnen, wie ein Beratungsgespräch verlaufen sei. „Wir halten auch fest, welchen Hintergrund an Wissen der Kunde hat.” Sich im Nachhinein als naiv hinzustellen, wird so schwierig. „Deswegen verlaufen die meisten Verfahren zu unseren Gunsten.”

Verbrauchernzentrale: „Klagen ist schwierig”

Susanne Voss von der Verbraucherzentrale bestätigt, dass verunsicherte Anleger zu der Beratungsstelle an der Oberen Münsterstraße kommen. „Die stehen hier mit hochrotem Kopf und rufen „Ich habe gerade meinen Depotauszug bekommen!” In diesem Jahr seien es fast nur Anleger gewesen, die bei der Citibank die „Lehman-Zertifikate” gekauft hätten.

Für die Verbraucherzentrale berät ein Honorarrechtsanwalt Hilfesuchende, ob es sich um eine Falschberatung handelt oder nicht. (Die Beratung ist kostenpflichtig.) „Klagen ist schwierig”, meint auch Susanne Voss. Blindes Vertrauen in den Bankberater rechne sich nicht.