Castrop-Rauxel.. Es ist das entscheidende Spiel um den Einzug ins Achtelfinale der Fußball-WM. Und es findet Mittwoch statt. 16 Uhr, Kern-Arbeitszeit für viele. Wie werden Ärzte, Busfahrer oder Handwerker das Spiel während der Arbeitszeit erleben? Es gibt ganz verschiedene Lösungen.
Bisher hatte Deutschland Glück. Die letzten Spiele der Nationalmannschaft fielen auf Wochenenden. Doch das Nächste wird Mittwoch um 16 Uhr angepfiffen. Eigentlich eine Zeit, in der die meisten keine Gedanken an Fußball verlieren, sondern sich um ihre Patienten im Krankenhaus kümmern oder den nächsten Kunden im Autohaus beraten. Was dürfen die Mitarbeiter aus Castrop-Rauxeler Unternehmen? Wir haben uns umgehört und nachgefragt.
Im Krankenhaus
Sowohl das Evangelische Krankenhaus als auch das Rochus-Hospital können nicht auf Ärzte und Pfleger verzichten. Denn die Patienten haben Vorrang. Das Spiel zu verfolgen ist für die Mitarbeiter beider Krankenhäuser aber nicht verboten: In den Zimmern der Patienten gibt es Fernseher. Auf den meisten wird das Spiel wohl laufen. Im OP zum Beispiel muss der Betrieb normal weiterlaufen.
Im Bus
Ähnlich ist es bei Busfahrern. Angie Kreutz, Pressesprecherin der Nahverkehrsgesellschaft Vestische, bestätigt, dass die Mitarbeiter in ihrer Fahrtzeit auch während der WM kein Radio hören dürfen. In den Pausen stehen ihnen Fernseher in Aufenthaltsräumen zur Verfügung. Ansonsten könnten sich die Busfahrer über ihre Fahrgäste informieren. Doch genauso wie an Weihnachten oder Silvester: Fahr- und Schichtpläne müssen eingehalten werden.
Bei der Bogestra können Busfahrer einen ganz eigenen Infoservice bestellen: Wie in den vergangenen Jahren können sie sich den Zwischenstand durch die Leitstelle per Funk geben lassen. Diesen Service sollen sie dann auch Fahrgästen anbieten. Außerdem achte man darauf, dass Schichtpläne so organisiert sind, dass kein Mitarbeiter alle Deutschland-Spiele verpasst. Weniger an Fußball interessierte Busfahrer übernähmen gerne auch mal die Schicht von Fans.
Im Handel
Mitarbeiter der Edeka-Märkte Gronemann in Castrop und Richter auf Schwerin können in ihrer Arbeitszeit das Spiel nicht verfolgen. „Wir wollen den Kunden, die keinen Sport schauen, nicht vor den Kopf stoßen“, sagt Inhaber Jens Gronemann. Der Rewe-Markt in Habinghorst zeigt das Spiel – für seine Kunden, aber dann auch für die Mitarbeiter. „Wir haben im Markt einen großen Fernseher auf Bierkisten aufgestellt, auf dem alle Spiele der WM übertragen werden“, sagt Marktleiter Christian Pöttinger. Auch ein Sofa aus Bierkisten gehört dazu. „Je nach Kundenaufkommen können unsere Mitarbeiter das Spiel also während der Arbeit verfolgen“, so Pöttinger. Mittwoch könnte es rund um den Bierkisten-Turm etwas voller werden...
Das Bauzentrum Fritz Formel kann nicht auf seine Mitarbeiter verzichten, sagt die Geschäftsführung unserer Redaktion. Über das Radio können die Mitarbeiter das Spiel während ihrer Arbeitszeit aber verfolgen. Es sei jedoch auch kein Wunsch an die Chefetage herangetragen worden, das Spiel sehen zu können.
Im Handwerk:
Ganz anders sieht es in der Malerei von Johannes Hünnemeyer aus. Seine Mitarbeiter, sagt der Chef, dürfen nach Hause gehen, wenn sie das Spiel sehen wollen. Viele seien es jedoch nicht, die wegen des Spiels die Arbeit früher verlassen wollen. „Ich sehe keinen Sinn darin, meine Mitarbeiter im Betrieb zu halten, wenn sie aufgrund des Spiels gar nicht so richtig bei der Sache sind“, sagt Hünnemeyer.
Ähnlich ist es in der Tischlerei Aloys Bialas – wobei: Da haben die Mitarbeiter ohne schon um 15.45 Uhr Feierabend und sind somit pünktlich zum Anstoß um 16 Uhr zu Hause. Geplant ist allerdings, dass alle Mitarbeiter sich auf der Wartburginsel zum Public Viewing treffen.
Im Autohaus
Die Mitarbeiter des Autohauses Habinghorst können sich auf ein internes Public Viewing freuen. Jeder, der sich für das Spiel interessiert, kann es mit seinen Kollegen in einem Aufenthaltsraum gucken. Verkaufsleiter Thomas Uselding habe die Entscheidung nach dem Sieg gegen Schweden am Wochenende getroffen. Er wollte erst abwarten, ob sich ein gemeinsames Fußballschauen überhaupt lohnt. „Hätten wir verloren, wäre es nicht nötig gewesen, das Spiel zu sehen“, sagt er. Auf Kunden nehme das Autohaus trotzdem Rücksicht. Der Kundenservice hat einen Fernseher, um deren Wartezeit zu verkürzen. Am Mittwoch wird darauf Deutschland gegen Südkorea zu sehen sein.
In der Industrie
Werksleiter Christian Gleichmann von Thimm Verpackung in Merklinde mit den mehr als 100 Mitarbeitern gewährt allen interessierten Mitarbeitern, die WM-Spiele mit deutscher Beteiligung während der Arbeitszeit zu schauen, heißt es aus der Unternehmenszentrale. Und was ist mit der Produktion? „Bei Interesse der Produktionsmitarbeiter stehen die jeweiligen Maschinen still“, so Unternehmenssprecherin Nicole Gloth.
In der Behörde
Die Stadtverwaltung hat allgemein mittwochs bis 15 Uhr geöffnet. Passt also. Ausnahmen, so Stadtsprecherin Nicole Fulgenzi, bildeten Freibad und Feuerwehr: Die Teams müssen natürlich den Betrieb sicherstellen und einsatzbereit sein. „Im Aufenthaltsraum der Hauptwache ist ein Fernseher aufgebaut“, sagt Fulgenzi. Eine Urlaubswelle an Spieltagen sei nicht zu verzeichnen, die Begeisterung für die Fußballweltmeisterschaft sei ganz individuell. Bürgermeister Rajko Kravanja tippt übrigens auf 3:1. Für Deutschland.