Castrop-rauxel. Abschied bedeutet auch immer Neuanfang. So sieht die Situation auch am WLT aus. Die Schauspieler Julia Gutjahr, Viviane Vanessa Eggers und Nils Daub verlassen das Ensemble zu Beginn der Sommerpause und stellen sich neuen Herausforderungen. Doch zuerst haben wir sie noch für ein “Interview ohne Worte“ vor die Kamera gebeten.

Urgestein Julia Gutjahr, Urgestein am Westfälischen Landestheater (WLT), wagt nach 15 Jahren am Haus den radikalsten Schritt. Die 38-jährige Gutjahr hat sich entschieden, komplett mit der Schauspielerei aufzuhören.

"Ich wollte früher mal Heilpraktikerin werden", verriet sie, "aber jetzt habe ich mich dazu entschieden, Medizin zu studieren." Der Wunsch des Studiums habe sie immer begleitet. Die Berlinerin ist in Castrop heimisch geworden. Sie hat eine Familie gegründet und möchte in Zukunft mehr für ihre Kinder da sein. Durch den Theater-Job konnte sie vor allem an den Abenden selten Zuhause sein.

Aus Berlin nach Castrop-Rauxel

"Ich werde das Theater sehr vermissen," gab sie zu. "Ich habe so viele schöne Rollen gespielt!" Vor allem Selbsterkenntnis habe sie durch ihre Rollen erfahren. "Ich musste mich mit vielen Themen wie zum Beispiel Tod, Kritik oder Komik auseinandersetzen." Auf die Frage, wie sich eine Berlinerin in Castrop-Rauxel fühlt, sagte sie spontan: "Es war von Anfang an eine sehr, sehr schöne Zeit." Eine lustige Anekdote fügt sie an: "In Berlin gab es damals viele arbeitslose Schauspieler. Ich war damals heiß auf einen Job, wollte einfach nur spielen und hatte mal gesagt, ich würde überall hingehen, sogar nach Castrop-Rauxel‘. Tja, jetzt bin ich hier und habe hier auch geheiratet", sagte sie schmunzelnd. Gutjahr hat in den vergangen 15 Jahren in mehr als 60 Stücken am WLT mitgespielt.

Zurück in den Norden

Ihre Kollegin Vivianne Vanessa Eggers blickt auf ein Jahr am Castroper Haus zurück. "Ich vermisse etwas den Norden", sagt die 28-Jährige, die gebürtig aus Stade bei Hamburg kommt. Im Großraum der Hansestadt möchte sie wieder vermehrt Improvisations- und Business-Theater machen. Business-Theater, also Unternehmenstheater, heißt, dass Probleme der Firma den Angestellten in Theaterform dargestellt werden und auch Lösungsansätze geliefert werden.

In Castrop-Rauxel war Eggers speziell im Kinder- und Jugendtheater aktiv. "In dem Genre bekommst du immer viel Feedback von den jungen Zuschauern". Das könne einerseits Freude machen, wenn die Kleinen bei einem Stück richtig mitfiebern, hat aber auch schon zu unangenehmen Momenten geführt. "Viele Jugendliche verstehen manchmal nicht, dass das hier kein Kino ist. Wir hören, was sie sagen", so Eggers. Der ein oder andere Zwischenruf gehe da auch schon einmal in die Nähe der Gürtellinie. Aber die positiven Eindrücke überwiegen bei ihr.

Im Drei-Personen-Stück "4YourEyesOnly", indem es um Cyber-Mobbing geht, spielte sie die Anouk. "Wir Schauspieler sind durch das Stück so zusammengerückt. Das war toll", sagt Eggers.

Mehr Abendtheater

Nils Daub zieht es von Castrop-Rauxel nach Detmold an das dortige Landestheater. Ähnlich wie Eggers war er am WLT im Ensemble des Kinder- und Jugendtheaters angestellt. "Ich will wieder Abendtheater spielen", begründet der 26-Jährige nach drei Jahren am WLT seinen Abgang. Die Atmosphäre am Haus sei aber stets sehr gut gewesen, sagt der gebürtige Siegener. Ganz will Daub sich aber auch in Detmold nicht von den kleinsten Zuschauern verabschieden. Eines seiner Highlights am WLT war Goethes Trauerspiel "Clavigo", in dem es um die Entscheidung zwischen Liebe und Karriere geht. "Es ist immer noch aktuell, da konnte ich mich gut reinversetzen."

Wir haben die drei Schauspieler für ein "Interview ohne Worte" vor die Kamera gebeten: