Castrop-rauxel. Das schwedische Möbelkonzern Ikea hat sich in seinen Expansionsplänen vorerst gegen Castrop-Rauxel entschieden - den Zuschlag erhielt Bottrop. 2018 will Ikea dort eine Filiale eröffnen. Von Zuversicht über Skepsis bis hin zu Hot-Dog-Mangelerscheinungen - so reagieren die Castrop-Rauxeler.

Mit der Entscheidung für Bottrop ist das letzte Wort für eine weitere Filiale inCastrop-Rauxel noch nicht gesprochen. Ikea sieht im Ruhrgebiet "ein großes Potenzial für weitere Einrichtungshäuser", hieß es in der Pressemitteilung. Über Bottrop hinaus plane das Unternehmen in Zukunft zwei weitere neue Standorte im Ruhrgebiet: mittelfristig in der Region Bochum/Herne - und langfristig in Castrop-Rauxel.

"Damit möchten wir in den nächsten Jahren insgesamt mindestens 250 Millionen Euro im Ruhrgebiet investieren und rund 500 neue Arbeitsplätze schaffen", sagte Expansionschef Johannes Ferber. Was nun die langfristige Planung für Castrop-Rauxel konkret bedeutet, blieb offen. Viele Bürgerinnen und Bürger sind enttäuscht; in der Politik zeigt man sich zuversichtlich. Unsere Redaktion hat die Reaktionen zusammengetragen.

"Schade, keine Hot Dogs umme Ecke"

Auf Facebook finden einige Leserinnen die Entscheidung "schade" und zeigen sich enttäuscht; andere können den Zuschlag für Bottrop nicht verstehen. Eine weitere Leserin schreibt: "Hatte mich schon gefreut, schade, keine Hot Dogs umme Ecke."

Ein Kommentator auf unserer Webseite mutmaßt: "Wer glaubt ernsthaft daran, dass Ikea dann nur wenige Kilometer weiter in Castrop-Rauxel noch ein Geschäft eröffnet und sich damit selbst Konkurrenz macht, außer Bürgermeister Beisenherz, der nicht als der große Verlierer dastehen will? Aber die Bürger von Castrop-R. liegen dann genau in der Mitte zwischen Bochum/Herne und Dortmund und haben damit die Auswahl auswärts von Castrop-Rauxel bei Ikea in einen der beiden Standorte einzukaufen."

Ein Leser hingegen übt Kritik an der Steuerpolitik des Möbelkonzerns: "Solange die wenig bis keine Steuern zahlen, brauche ich Ikea persönlich gar nicht."

So reagieren die Politiker

In der kommunalen Politik hat die Entscheidung ebenfalls unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Neben erhofften weiteren Verhandlungen sowie Forderungen nach Klarheit gibt es auch kritische Stimmen.

Bürgermeister Johannes Beisenherz: "Die Entscheidung hat sich so angedeutet. Castrop-Rauxel bleibt als Standort grundsätzlich im Visier. Langfristig interpretiere ich als 2018 plus x. Das heißt, vor 2020 wird Ikea sicherlich nicht in Castrop-Rauxel angesiedelt.

Rajko Kravanja (SPD): "Das ist keine Entscheidung gegen Castrop-Rauxel. Für Ikea hat der Raum Essen/Bottrop Priorität. Das hat sich ja im Vorfeld schon so angedeutet. Wir haben mit der Fläche zwischen A 42 und B 235 ein richtiges Pfund. Dort kann immer noch ein Ikea-Haus entstehen. Ich würde langfristig eher als mittelfristig deuten. Das heißt, etwa bis 2020 könnte die Ansiedlung erfolgen.

Günter Block (Die Linke):Grundsätzlich sei die Ansiedlung von Ikea in Bottrop natürlich zu begrüßen. "Aber es gibt noch viele offene Fragen, die dringend zufriedenstellend geklärt werden müssen, bevor mit der konkreten Planung begonnen werden darf." Weiter seidie Verträglichkeit der Niederlassung mit dem etablierten Einzelhandel in Bottrop und den benachbarten Städten zu prüfen. "Für viele kleinere Möbelhändler in unserer Region dürfte die IKEA-Niederlassung jedenfalls das endgültige Aus bedeuten."

Michael Breilmann (CDU): "Jetzt gilt es den Kontakt zu Ikea für eine langfristige Ansiedlung nicht abbrechen zu lassen. Generell plädiere ich für die Entwicklung und Erarbeitung eines wirtschaftspolitischen Leitbildes unserer Stadt, um die Konzepte für Unternehmensansiedlungen und Wirtschaftsförderung klar zu definieren, zu kommunizieren und unsere Standortstärken, wie z.B. die verkehrliche Anbindung, noch stärker herauszustellen."

Manfred Postel (Freie Wähler Initiative): "Man muss diese Entscheidung bedauern. Die Frage ist nun: Was heißt langfristig? Das sollte Ikea mal definieren. Ich denke, die Fläche zwischen A 42 und B 235 lässt sich nicht zehn Jahre reservieren. Zumal sie der Stadt auch nicht gehört. Man weiß auch nicht, wie die Verhandlungen zwischen Ikea und den Grundstückseigentümern gelaufen sind."

Nils Bettinger (FDP): "Ich hätte mich sehr auf Ikea gefreut. Jetzt stellt sich die Frage, was mit langfristig gemeint ist. Es wäre schön, wenn Ikea da Klarheit reinbringen könnte."

Bis zu einer möglichen Filiale in ihrer Heimat müssen die Castrop-Rauxeler zum zehn Kilometer entfernten Dortmunder Indu-Park fahren. Weitere Häuser unterhält der schwedische Möbel-Gigant in Kamen, Duisburg und Essen.