Essen/Bottrop. . Schon 2013 berichtete ein Zeuge von gepanschten Krebsmedikamenten in der Alten Apotheke in Bottrop. Am Mittwoch vernahm ihn das Gericht.

Im Rückblick sieht es so aus, als hätte dieser Zeuge vielen Krebspatienten des Bottroper Apothekers Peter Stadtmann Schlimmes ersparen können. Denn schon Jahre bevor der „Whistle-Blower“ Martin Porwoll die Polizei einschaltete, warnte schon der Ex-Mann einer Apothekerin vor angeblich unterdosierten Krebsmedikamenten.

Jetzt hört die XXI. Essener Strafkammer den 51-Jährigen. Er reagiert ein wenig gereizt, wenn Richter Johannes Hidding ihn auf Widersprüche in seiner Aussage anspricht und zur Wahrheit ermahnt. Denn tatsächlich, so betont der Zeuge, sei es damals um Leben und Tod gegangen. Er habe die Praktiken der Alten Apotheke stoppen wollen und 2013 alles erzählt.

Zunächst von Schwarzgeldern gesprochen

Allerdings nur in Etappen. Als der Zeuge die Polizei einschaltete, saß er im Gefängnis. Es ging um sexuellen Missbrauch seiner Tochter, für den er mehrere Jahre Haft verbüßte. Er selbst hatte jede Schuld bestritten, war aber dennoch verurteilt worden. Offenbar sahen die Ermittlungsbehörden seine Angaben kritisch, weil sie an eine Racheaktion gegen seine Ex erinnerten.

Zunächst hatten seine Mutter und er den Finanzbehörden Schwarzgeschäfte in der Apotheke gemeldet. Seine Frau, die als PTA damals 1800 Euro verdient habe, sei zusätzlich von Stadtmann mit Bargeld versorgt worden: „So kam sie auf monatlich 4- bis 6000 Euro.“ Er hat mal von „Blutgeld“ gesprochen, das will er so nicht wiederholen. Heute ordnet er es als eine Art Schweigegeld ein, weil in der Apotheke alle von gepanschten Medikamenten gewusst hätten. Von Millionenzuwendungen in bar an die Mitarbeiter sprach er damals.

Erst später über unterdosierte Medikamente geredet

Warum er denn nicht angesichts seiner Sorge um das Leben der Patienten die Behörden sofort über unterdosierte Chemotherapien informiert habe? „Das tut mir leid“, sagt er, ohne es erschöpfend zu erläutern. Die Steuerfragen mit dem Schwarzgeld seien zunächst wichtiger gewesen, weil er ja eine gemeinsame Steuererklärung mit seiner Frau unterschreiben sollte. Und das habe er nicht gekonnt, weil sie ihre Schwarzgelder verschwiegen habe. Aus der Haft heraus habe er deshalb die Finanzbehörden informiert.

Er beklagt sich auch, dass er nur mit Mühe seine Aussagen wegen der unterdosierten Medikamente habe machen können. Die beiden Polizisten, die ihn in der Zelle aufsuchten, hätten ihn zunächst auf die Gefahr einer falschen Anschuldigung hingewiesen. Ob er nicht wisse, dass Peter Stadtmann ein angesehener Bürger sei.

Viel zu beweisen ist durch die Aussage des Zeugen im aktuellen Prozess nicht. Er räumt selbst ein, vieles nur vom Hörensagen zu wissen. Und seine Ex hatte die Aussage verweigert.