Der deutsche Aero Club und die „German Aeronautics“ tragen bis zum Wochenende auf dem Flugplatz Schwarze Heide ihre Deutschen Meisterschaften im Motorflug aus. Präzise geht dabei vor spektakulär. Im Prinzip: Am Samstag fliegen die Spitzenpiloten ihr „Final Freestyle“ aus

Zum dritten Mal führt der Deutsche Aero Club am Flugplatz Schwarze Heide bis Samstag die Deutsche Meisterschaft im Motorkunstflug durch. 37 Piloten treten in vier Klassen an. Die beste Show für Besucher gibt es am Samstag Nachmittag zu sehen, wenn sieben Piloten der höchsten Kategorie „Unlimited“ zum „Final Freestyle“ antreten.

Das Wort Show allerdings hört Jürgen Leukefeld eigentlich gar nicht so gern. „Bei uns geht Präzision vor spektakulären Figuren“, sagt der Referent Motorflug in der Bundesgeschäftsstelle des Aero Club und Referent der German Aerobatics, der Interessengemeinschaft der deutschen Kunstflieger. „Wir fliegen nach einem international gültigen Regelwerk mit sportlichen Ausscheidungswettbewerben unter dem Motto: atemberaubend präzise“, sagt er. Weil er ein höflicher Mensch ist, sagt er wenig über die „Air Race“-Rennserien, die ein österreichischer Limonadenhersteller nach drei Jahren Pause 2014 wieder aufgenommen hat - obwohl dort Piloten mit den gleichen Maschinen aus dem Hause des Kirchhellener Flugzeugbauers Walter Extra zum Flug durch aufblasbare Tore antreten wie die Flieger an der Schwarzen Heide; eine der erfolgreichsten „Air Race“-Maschinen ist die Extra 300SR.

Zwei von drei Wettbewerbsprogrammen bei der Meisterschaft sind Pflichtaufgaben wie beim Pflichtprogramm im Eiskunstlauf. Dabei haben die Piloten exakt vorgeschriebene Flugfiguren so exakt wie möglich in den Himmel zu malen. Der ist keineswegs unendlich, sondern relativ eng begrenzt. 1000 mal 1000 Meter groß ist die „Box“, in der die Piloten ihre Kunststücke verrichten müssen. Früher wachten Linienrichter darüber, dass die Grenzen nicht überschritten wurden, heute halten die Wertungskriterien die Piloten dazu an, sich an der Boxenmitte zu orientieren. „Wir geben das Leckerli in die Mitte“, formuliert Leukefeld. Bei den Prüfungen der „Sportsman“-Klasse gestern gab es in dem bis zu fünfminütigen Pflichtprogramm ein „zulässiges Break“: eine Atempause, in der die Piloten im Luftraum zwischen 100 und 1100 Meter wieder Höhe gewinnen konnten für die nächsten Figuren.

Das gestern geforderte Pflichtprogramm konnten die Piloten seit Februar ebenso trainieren wie ihr eigenes freies Kür-Programm. Es gibt aber auch die „unbekannte Pflicht“, die die Jury erst kurz vor dem Start als Aufgabe stellt und den die Piloten gleichsam aus dem Stegreif fliegen müssen. Nicht nur deshalb sagt Leukefeld: „Der Kunstflug findet zu wesentlichen Teilen im Kopf statt.“ Gut eine Stunde vor dem Start beginnt die Konzentrationsphase, in der man die Piloten besser nicht mehr ansprechen sollte. Leukefeld allerdings muss das: Er gibt ihnen die Startkommandos.

Gestern Nachmittag tat er das mit erhöhtem Tempo: Eine tief hängende Wolkendecke hatte die Flieger am Morgen am Boden gehalten. Verdeckt in den Wolken lassen sich Flugfiguren nur schlecht beurteilen.