Bottrop-Kirchhellen. . Werner Gahlen führt die Teilnehmer seines Kurses in die Kräuterkunde ein. Am Ende wird im Heidhof gemeinsam gekocht – slebstverständlich mit selbst gesammelten Wildkräutern. Das Interesse an dem Angebot ist groß
Das gesunde Essen wächst am Wegesrand, weiß Werner Gahlen. Welche Schätze die Natur bereit hält, wie sie zu erkennen sind und dass sie oft auch noch gut schmecken, das hat der ausgebildete Kräuterpädagoge am Samstag seinen 16 Kursteilnehmern verraten. Vom Heidhof aus machte sich die Gruppe unter seiner Führung auf den Weg, um einige Zutaten zu finden.
Zwei Stunden dauerte die Exkursion, um die Kräuter für das spätere Vier-Gänge-Menü zu sammeln. „Die Leute sollen es doppelt verinnerlichen“, beschrieb Gahlen sein wörtlich zu nehmendes Konzept. Nach dem Lernen kam das Essen. „Die Leute sollen die Natur nicht nur sehen, sondern auch wissen, wie es schmeckt.“
Sorgfalt bei der Auswahl
Franzosenkraut, Riesenbärenklau, Schafgabe und die Mahonie lernte die Gruppe unter anderem kennen. Letztere sei ein Zierstrauch, der häufig in öffentlichen Anlagen wachse, verriet der Experte. Er sei am Vortag „durch die Botanik“ gegangen und habe diese Pflanze als Ersatz für die Blaubeere gefunden. Aber sicher nur wenige wussten, dass sich der Saft der blauen Früchte gut eignete, um einen Nachtisch zu verfeinern. Aber: „Die Kerne sind giftig“, betonte Gahlen. Deshalb galt es, die Früchte besonders sorgfältig zu sieben. Wann sind diese reif? Gahlen: „Wenn sie dunkelblau sind.“
Wildkräuter-Pilzcremesuppe
Das Rezept für drei Personen: Zutaten: je 100 Gramm Wildkräuter, Kartoffeln und Champignons, 20 Gramm Butter, eine Zwiebel, einen halben Liter Wasser, eine Prise Salz, zwei Würfel Gemüsebrühe, ein halber Becher Sahne.
Zubereitung: Wildkräuter, Pilze und Zwiebel werden zerkleinert. Danach mit der Butter dünsten. Gewürfelte Kartoffeln, Wasser, Salz und Gemüsebrühe dazu geben und 25 Minuten kochen. Im Anschluss pürieren.
Die Suppe anschließend noch abschmecken und dann die Sahne unterrühren. In Teller füllen und zum Schluss noch mit kleingehackten Kräutern und Pilzen garnieren.
Vier Gerichte hatte sich der Kräuterpädagoge ausgedacht, die in der Küche des Heidhofs gemeinsam zubereitet wurden. Zusätzliche Aufgabe dabei: Die Gruppe musste die Menge der Zutaten noch für die Gruppengröße extra ausrechnen. Einen bunten Frühlingssalat gab’s vorweg, dann braune Wildkräuterbrötchen („die irische Variante“) und dazu eine Wildkräuter-Pilzcremesuppe. Als Nachtisch ließen sich die Teilnehmer eine Quarkcreme schmecken.
Gahlen sortierte die Kräuter für jedes Gericht vorab und dann ging’s an Schnibbeln, Schälen, Kochen, Würzen und Abschmecken. „Die Kräuter bitte ganz lassen. Wir wollen die Blätter sehen und kein Mus“, gab er einen wichtigen Tipp. Das seien „einfache Gerichte“, meint er. Schließlich solle es in der Küche „schnell gehen“. Einige seiner Gerichte gibt’s in Buchform: „So schmeckt das Ruhrgebiet“ heißt der Titel.
Sie habe schon ein „paar mal gesammelt“, sagte Teilnehmerin Adelheid Willkowski. „Das hat mich so interessiert“, da habe sie sich gedacht, „da mache ich mal mit“. Zumal sie ihr Wissen jetzt gut bei den Naturfreunden weitergeben könne, bei denen sie sich engagiert.
„Fast gar nichts mehr“ sei über die Kräuter bekannt, bedauert der Kursleiter. Aber der Wille, das zu ändern, füllt seine Kurse. Die bietet Gahlen zusammen mit dem Regionalverband Ruhr (RVR) an. „Das Interesse ist groß.“ Bis zu 20 Personen können an einem Termin mitmachen, fürs Frühjahr meldeten sich sogar 60 Leute an. Das waren eindeutig zu viele und deshalb organisierte der Kräuterpädagoge am Samstag das zusätzliche Angebot.
Sein eindringlicher Rat beim Sammeln von Kräutern für die heimische Küche: „Wenn man sich nicht 100-prozentig sicher ist, sollte man die Pflanze stehen lassen.“ Erst einmal auf Verdacht alles mitzunehmen und dann zuhause die Hälfte wegzuschmeißen, schade der Natur nur.