Wo standen mal die Bahnhöfe? Wie alt ist die alte Burg Haus Brabeck wirklich? Mehr Besucher als erwartet gehen in Kirchhellen auf historische Spurensuche mit der Kolpingsfamilie und dem Verein für Orts- und Heimatkunde
Wer hätte gewusst, dass Kirchhellen gleich zwei historische Bahnhöfe besitzt und der Legende zufolge Geheimgänge die Bauernhöfe in Kirchhellen verbanden? Während der zweieinhalbstündigen historischen Führung, zu der die Kolpingfamilie und der Orts- und Heimatverein geladen hatten, wiederholten sich die Aha-Erlebnisse. Rund 30 Personen haben teilgenommen – „eine sehr positive Überraschung“, sagt Führerin Agnes Grevers von der Kolpingsfamilie.
„Ich bin hierher gekommen, weil mich die Verdichtungspläne auf der Heide interessieren“, begründet der gebürtige Kirchhellener Jürgen Matthey. „Früher war hier alles Feld, überall standen Kühe. Heute sieht man nur Wohnhäuser, soweit das Auge reicht.“ Auch Renate Fischer möchte mehr über den landschaftlichen Wandel erfahren. Mit ihrer Schwägerin erhofft sich darüber hinaus eine Auffrischung ihrer historischen Kenntnisse. „Die Familiengeschichte Kirchhellens finde ich sehr spannend“, sagt die Kirchhellenerin, „diese ist so verwunden, dass man sie ruhig öfters hören kann.“
Auf dem Weg zur Burg Brabeck frotzeln und witzeln die Begleiter Agnes Grevers und Peter Pawliczek unaufhörlich. Seit Jahren befreundet, sorgen die beiden für eine entspannte und vor allem familiäre Stimmung,. „Seit ich klein war, interessiert mich die Geschichte von Städten und Völkern“, begründet der Vorsitzende des Heimatvereins seine Begeisterung. „Ich habe Jahre lang Fremdenführungen bei der Stadt Bottrop gegeben“, fügt Agnes Grevers lächelnd hinzu. „Das erste, was ich in einer neuen Stadt mache, ist, zur Touristeninformation zu gehen.“
Auf dem Hof Brabeck wird die 30 Gruppe empfangen von der Familie Steinmann, die inzwischen den Hof übernommen hat. „Es ist ein ganz besonderer Einblick, der uns hier verschafft wird“, hebt Agnes Grevers hervor, da der Hof in der Regel für Besucher nicht zugänglich ist. Und so kommen auch Anekdoten zum Vorschein. In der Vergangenheit seien Tunnel gefunden worden, die einst angeblich die neun ursprünglichen Adelshäuser in Kirchhellen und andere Bauerhöfe verbanden. Zudem sei der inzwischen etwas baufällige Turm auf der Burg Brabeck schon im Jahr 900 in einer Urkunde erwähnt, womit er zu den ältesten Gebäuden der Stadt zählt.
Die meisten Höfe, die aufgrund des Bergbaus entstanden sind, seien von der Agrar- zur Pferdewirtschaft übergewechselt und viele Landwirte bauten auf erneuerbare Energien mit Windkrafträdern und Solarzellen. Stoff genug für eine weitere Führung.