Meine Oma hatte noch einen richtigen Gemüsegarten. Guckt man heute auf die Grundstücke, sind die kleinen Heimacker verschwunden. Das Bonner Konzept „Meine Ernte” bringt die Parzellen jetzt zurück nach Kirchhellen: Auf dem Bauernhof Sagel werden 40 kleine Gemüsegärten vorbereitet, zur Miete für eine Saison. Nach Bochum, Essen und Oberhausen wird das der vierte Standort der jungen Firma im Ruhrgebiet.
Das Prinzip ist einfach. Bauer Burkhard Sagel bereitet die Fläche im Frühjahr vor mit Saat und Stecklingen. Über 20 Gemüsesorten gedeihen dann von Frühling (Radieschen und Spinat) über Sommer (Kartoffeln und Bohnen) bis Herbst (Kohl und Wirsing). Exoten sind dabei (zum Beispiel Zuckerschoten), dazu eine Ecke Blumen und etwas Platz für ein „Wunschbeet” zum Selbstbeackern. Die meisten Gartenmieter pflanzen da Tomaten, sagt „Meine Ernte“-Mitarbeiterin Kerstin Oldendorf. Ist eigentlich nicht im Sortiment, weil’s kein Freilandgewächs ist.
Irgendwann im April oder Mai gibt’s eine Eröffnungsparty. Die Gemüsebauern auf Zeit teilen ihre Parzellen ein, trampeln Trampelpfade ins Feld – und sind ab sofort für ihre Pflänzchen verantwortlich. Damit das Grün gut sprießt, bietet Burkhard Sagel regelmäßige Gärtnersprechstunden. Antworten auf die wichtigsten Fragen sind auch online zu finden. Wenn man so will: Betreutes Gärtnern.
Der Aufwand sei überschaubar, versichert Oldendorf: Bis in den Hochsommer muss wöchentlich eine Stunde Unkraut jäten einkalkuliert werden. Das geht ganz einfach: „Was in Reihe wächst, ist das Gemüse. Alles andere ist Unkraut.” Wasser und Geräte werden gestellt. Der normale Garten (45 m²) liefere genug Gemüse für eine dreiköpfige Familie, immer frisch vom Feld, selbst gezogen, ohne Chemie und anderes Igitt. Der Familiengarten (85 m²) ernährt vier Erwachsene und Kinder dazu. Schrebergarten 2.0 sozusagen.
Wer macht das, einen Gemüsegarten mieten? Alle, sagt Oldendorf. Andernorts sind Ältere dabei, die ihren Garten aufgegeben haben, aber vom Ackern nicht lassen können. Ökos, die gesundes Gemüse wollen. Und junge Eltern, die ihren Kindern vermitteln, welche Sorten es gibt und dass Möhren normal nicht aus der Dose kommen. „Das heißt aber nicht, dass die Kinder das sofort essen”, lacht Oldendorf.
Der Preis? Der kleine Garten kostet 179 Euro, der große 329 für eine Saison. Wer nachsät und -pflanzt, kann den doppelten Wert ernten. Das nennt man wohl Vitamin-Rendite.