Wenn Bottrop nicht schrumpfen soll, muss Kirchhellen wachsen, heißt es im Rathaus. Außerdem steht die Stadt in der Pflicht, Grundstücke zu verkaufen, um Erlöse zu erzielen. Dennoch ist die CDU bei der Ausweisung neuer Baugebiete auf die Bremse gestiegen. Auf ihrer Haushaltstagung hat sie der Planungsverwaltung mit Blick auf die Baupläne an der Ecke Bottroper-/Holthausener Straße (siehe Infobox) ins Stammbuch geschrieben. „Bevor eine bauliche Entwicklung in diesem Bereich geplant wird, sind Bereiche wie Schultenkamp, Tappenhof und Brentanostraße zu Ende zu führen.“ Die WAZ warf mit Planungsamtsleiterin Christiane Kleinheins einen Blick auf den Flächennutzungsplan: Wo gingen denn überhaupt noch Neubauten?
Theoretisch in Grafenwald, wenn dort den Planern nicht das Wasser einen großen Strich durch alle Pläne machen würde, wie derzeit mal wieder am Vossundern zu sehen ist. „Wir standen dieses Jahr schon zweimal unter Wasser“, stöhnt Anwohner Peter Traeder. „Wenn hier die Pumpen ausfallen, steht die halbe Siedlung unter Wasser.“ Seine Tochter Nicole Ortmann wartet gerade mit nassen Füßen auf die RAG: Sie baut derzeit um und hat das Wasser „anderthalb Meter im Keller stehen“, sagt Traeder. Derzeit ist Baustillstand wegen der Frage: Wer zahlt was für eine neue Drainage? „Ganz schwierig“ sei es wegen des hohen Grundwasserstandes, die im Flächennutzungsplan vorgesehenen 220 Wohnungen am Vossundern auch wirklich zu bauen, sagt deshalb die Planungsamtsleiterin. In Feldhausen in der Nähe des Ortskerns stoßen die Planer auf ein anderes, ökologisches Problem: Dort wird Platz zum Bauen vom brütenden Steinkauz besetzt.
Also richten die Planer ihren Blick wieder auf Kirchhellen-Mitte, auch wenn dort nach Einschätzung vieler Anwohner in den letzten Jahren schon viel zu viel gebaut worden ist. Eine Bevölkerungsexplosion, hält die Planungsamtsleiterin dagegen, hat es dort allerdings keineswegs gegeben: Von 2008 bis Mitte 2013 ist die Zahl der Einwohner um rund 350 auf jetzt knapp über 10 000 gestiegen.
Neu gebaut werden soll in kleinerem Maßstab an der Brentanostraße (rund 20 Doppelhaushälften oder Einfamilienhäuser) und an der Nunnenwiese/Hackfurthstraße (bis zu vier Mehrfamilienhäuser möglich). Weiter vorangetrieben werden die großen Neubaugebieten Tappenhof und Schultenkamp. Hier können bis zu 480 Wohneinheiten entstehen, den zweiten Bauabschnitt hat der Bauträger Haas & Höing gerade in An griff genommen. Weitere Bauabschnitte sollen jeweils in die Erschließung gehen, wenn 80 Prozent des vorherigen Abschnitts vermarktet sind.