In einer der vier Deponien der Altgemeinde Kirchhellen am Flugplatz werden Bodenproben entnommen. ÖDP-Umweltexperte Willi Urban erhofft sich mehr Klarheit über die Qualität des Grundwassers

Willi Urban ist stolz. Lange hatte er gekämpft um eine Untersuchung der Hausmülldeponien aus Zeiten der Altgemeinde Kirchhellen. Jetzt wird nach Altlasten gebohrt. Im Wegedreieck Am Feuerwachturm/Weseler Weg, auf einer von vier verdächtigen Deponien. Seit einer Woche ist die Firma S.I.G. aus Essen im Einsatz und entnimmt per Kleinrammbohrungen Proben aus 7 bis 8 Metern Tiefe. „Wir erreichen mit unseren Bohrungen das Liegende der Deponie”, erklärte gestern Nachmittag S.I.G. Geologe André Tönsmann, „die Bodenproben werden in unserem Labor chemisch untersucht.”

Alle 50 bis 100 Meter rammen Tönsmann und sein Techniker Henning Voß eine Sonden durch die Erdkruste. Mit dem zeitraubenden Verfahren dürften sie rund drei Wochen beschäftigt sein. Für Abwechslung in der Einöde sorgt hin und wieder ein aufsteigendes Flugzeug; denn rund 100 Meter weiter westlich endet die Start- und Landebahn. Die gute Weitsicht können die beiden S.I.G.-Mitarbeiter noch länger genießen, sollten sie fündig werden. „Dann müssen wir unser Bohrloch-Raster verdichten”, bestätigt Voß.

ÖDP-Bezirksvertreter Willi Urban kann zwar nicht mit Gewissheit sagen, was in der nun untersuchten Deponie so alles schlummert. Aber er weiß, dass die „Mülldeponie V 20.01” von 1969 bis 1975 geöffnet war und auch Gewerbeabfälle wie Lacke, Lösungsmittel schlucken musste. „Zudem ist bereits eine geringe Belastung des Grundwassers in den Abbaufeldern 10 und 11 bekannt ist und durch die geplanten Sümpfungen werden weitere hinzukommen.” Und er weiß: „Eine Deponie ist zwischen 50 und 100 Jahre noch aktiv, je nachdem, was alles darin gelagert ist.”

Auch Gutachter hätten in dem Rahmenbetriebsplanverfahren für die Abbaufelder immer wieder betont, dass man die Altlastablagerungen in den insegsamt vier Kirchhellener Deponien nicht genau kenne, „es ist aber nicht auszuschließen, dass das vorbelastete Deponiewasser in das Grundwasser versickern kann.”

Sechs Jahre hat es nun gedauert, bis städtische Haushaltsmittel für diese Altlastenuntersuchung zur Verfügung gestellt wurden. Bei einer Erörterung des Rahmenbetriebsplanes für die Quarzsand- und Quarzkiestagebaus der Abbaufelder 10/11 in Flugplatznähe hatte Willi Urban, Umweltexperte der ÖDP, die chemische Untersuchung der benachbarten vier Deponiekörper ins Gespräch gebracht.

„Ich habe damals betont, dass alte Deponien mit Verfüllungen und Müllkippen weiterhin leben, unterirdisch brodeln. Oft werden noch Jahre nach ihrer Schließung schädliche Gase freigesetzt, durch dies es im Einzelfall sogar zu Explosionen kommen kann”, erinnerte er sich gestern vor Ort in der Kirchheller Heide. Es sei auch nicht ausgeschlossen, dass belastetes Wasser, so genanntes Deponiesickerwasser, ins Erdreich und zum Grundwasser gelangen könne. Diese Gefahr auszuschließen, das sollen nun die Probebohrungen und anschließenden chemischen Analysen sicher stellen.