Nicht nur in Kirchhellen fehlt es an bezahlbarem Wohnraum für junge Familien mit Kindern. Diese Einschätzung des Immobilienmaklers Matthias Gellner teilt auch die Sparkasse, die in Kirchhellen gerade die Neubausiedlung Schultenkamp vermarktet. Die Stadt sieht das Problem ebenfalls. Doch ihr sind die Hände gebunden: Sie hat kein Geld für eine Bodenvorratspolitik.

200 Nachfragen nach Immobilien in Kirchhellen mit um die 100 Quadratmetern Wohnfläche und einem Preis unter 300 000 Euro stapeln sich auf Gellners Schreibtisch. Angebote dagegen sind weitgehend Fehlanzeige. Und das wird sich auch auf Sicht nicht ändern, sagt Andreas Bucksteeg, Leiter des Immobiliencenters der Sparkasse. Sein Institut vermarktet zwar das Neubaugebiet Schultenkamp, auf dem insgesamt 400 Wohneinheiten entstehen werden. Die Preise beginnen dort bei 251 000 Euro. Doch die günstigen Wohnungen oder Haushälften sind entweder schon weg oder werden schlüsselfertig auch auf einen Preis um die 300 000 Euro kommen. Den Grund dafür sieht Bucksteeg eindeutig im fehlenden Baulandangebot, und das nicht nur in Kirchhellen. Der Markt ist unerbittlich, wenn das Angebot knapp ist, sagt Bucksteeg: „Bei Knappheitspreisen gewinnt der, der am meisten zahlt. Auf so einem Markt ist kein Platz für preiswerten Wohnungsbau.“
Das Interesse an Immobilien in Kirchhellen ist dennoch groß. Der erste Bauabschnitt am Schultenkamp ist verkauft. „Wir haben viele Käufer aus Gelsenkirchen oder Essen, die angesichts der Immobilienpreise etwa im Essener Süden sehr gern nach Kirchhellen kommen.“

Bei der Vermarktung von städtischen Grundstücken gehe es nicht darum verträgliche Baupreise zu erzeugen, sondern „immer um Gewinn-Maximierung“, sagt Bucksteeg. Und, mit einem Blick auf die Politik, die immer wieder das Ziel ausgibt, junge Familien mit Kindern in der Stadt zu halten und in die Stadt zu holen: „Es findet kein Flächenmanagement statt.“

Das ist leider so, sagt auch Baudezernent Norbert Höving. Für eine Bodenvorratspolitik fehle der Stadt der finanzielle Spielraum. „Das können sich derzeit nur reichere Städte leisten, etwa im Münsterland. Die meisten Kommunen im Ruhrgebiet haben diese Chance nicht.“

Um jungen Familien mit Kindern günstige Kauf-Angebot machen zu können, müsste die Stadt eine größere Menge Grundstücke auf den Markt bringen können, um die Preise für Bauland nach unten in Bewegung zu bringen. Dafür seien auf Sicht „keine größeren Bereiche verfügbar“.