Kirchhellen/Scholven. .
Für jährlich 129 Todesfälle soll das Eon Kraftwerk im nahen Scholven verantwortlich sein. Auf der Hitliste der gesundheitsschädlichsten Kohlekraftwerke Deutschlands nimmt es damit den achten Platz ein.
So stellt es eine Greenpeace-Veröffentlichung dar. Auf Basis von Daten und Modellen, die das Institut für Energiewirtschaft und rationelle Energieanwendung der Universität Stuttgart ermittelt hat, veröffentlichte die Umweltschutz-Organisation gestern die Studie „Tod aus dem Schlot“, die Scholven als einziges Steinkohle-Kraftwerk unter lauter Braunkohle-Betrieben in den Top-Ten der gefährlichsten Kraftwerke sieht.
Für Greenpeace ist es klar, dass Kohlekraftwerke zu den schlimmsten Quellen von Luftschadstoffen gehören. So stießen die Schornsteine große Mengen Schwefeldioxid, Stickoxide, Ruß und Staub aus. Diese Emissionen seien verantwortlich für Herzinfarkte, Lungenkrebs Asthma und anderen Komplikationen der Atemwege.
Auf der Basis von Modellen kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass die Schadstoffemissionen deutscher Kohlekraftwerke pro Jahr zum frühzeitigen Tod von 3100 Menschen führen. Dies sei gleichbedeutend mit dem Verlust von 33 000 Lebensjahren. Im Umfeld des Scholvener Kraftwerks kamen die Berechnungen der Wissenschaftler neben den 129 vorzeitigen Todesfällen auf 1378 verlorene Lebensjahre und 29 202 ausgefallene Arbeitstage. Zumindest was Todesfälle und verlorene Lebensjahre betrifft, basieren die Werte auf einem Rechenmodell.
Mit dieser Veröffentlichung gehe Greenpeace leichtfertig und unverantwortlich mit den Ängsten der Menschen um, weist Fabienne Twelemann, Sprecherin der europäischen Eon-Kraftwerke, die „plakativen“ Zahlen der Studie zurück. Sie verweist darauf, dass sämtliche Kraftwerks-Standorte des Unternehmens die gesetzlichen Grenzwerte unterschreiten: „Wir werden permanent von den zuständigen Regierungspräsidien kontrolliert und halten uns an alle Auflagen.“ Dafür, dass Scholven als einziges deutsches Steinkohle-Kraftwerk in die „Hitliste“ geraten sei, hat sie nur die Erklärung, dass es an der Größe des Standortes liegen könne. Schließlich gelte Scholven mit einer Leistung von rund 2100 Megawatt als größtes Steinkohle-Kraftwerk Europas.