Kirchhellen. .
,,Mit dem Doppeljahrgang hat die Politik uns was Schlimmes angetan! Die Altersspanne ist ein großes Problem, wir haben viele unterschiedliche Vorstellungen, aber auch im Unterrichtsstoff hinken die Schüler der G 8 hinterher.“ Antonia Bömmer, Schul- und Oberstufensprecherin am Vestischen Gymnasium, lässt wirklich kein gutes Haar am Turbo-Abitur, das als Bildungsreform verkauft wurde.
Abitur-Ball erstmalsnicht im Brauhaus am Ring
Die Grafenwälderin macht noch „klassisch“ Abi, also nach 13 Jahren. ,,Es ist ja nicht nur so, dass wir doppelt so viele Schüler sind, alles andere muss auch an diese Zahl angepasst werden. Beispielsweise können wir dieses Jahr mit 109 Schülern unseren Abi-Ball erstmals nicht im Brauhaus am Ring feiern, das würde vorne und hinten nicht passen‘‘, erzählt die Grafenwälderin. Die Abschlussfete geht daher im Gladbecker Hotel Van der Valk über die Bühne. Kostenpunkt: bis zu 35 000 Euro.
Immerhin, in den Komitees fürs Abitur arbeiten beide Jahrgangsstufen Hand in Hand. ,,Dabei ist es auch egal, ob wir mal mehr oder weniger aus einer Stufe in einem Komitee sind“, so Antonia Bömmer, „wir gehören und halten auch zusammen.“ Sophia Lanfermann, Lena Jansen und Sarah Röhling, Pioniere des Turbo-Abis, arbeiten mit im Komitee. Sie kümmern sich im „Specialteam“ um Termine wie Elternsprechtag oder Tag der offenen Tür. Zuletzt vor zwei Wochen haben sie am „Tag der Naturwissenschaften“ in der Cafeteria Kaffee, Kuchen und belegte Brötchen verkauft. Der Reinerlös aus dem Schülercafé fließt ebenso wie die Gewinne der Vor-Abifeten und des Schulkiosks in die Finanzierung des Abi-Balls. Damit ja keine Schulden entstehen, gemäß des Abitur-Mottos 2013: „Abi Rouge -- raus aus dem Rotstiftmilieu!“
„Abi Rouge -- raus aus dem Rotstiftmilieu!“
Ein dickes Lob zollen die Schüler ihren Lehrern: ,,Sie unterstützen uns bei allem, was wir machen und geben uns viele Tipps. Das ist bei so einer großen Stufe sehr hilfreich, wenn man Vermittler hat“, sagt die Grafenwälderin Sophia Lanfermann. Außerdem hätten die Lehrer natürlich die nötige Erfahrung der letzten Abiturjahrgänge.
Die erste Vor-Abifete der „Doppel-Abiturienten“ fand im Brauhaus statt, die nächste möchte die Stufe gerne auf einem Bauernhof feiern. ,,Wir möchten in Kirchhellen bleiben, um den ländlichen Charme zu bewahren. Leider sind wir noch nicht fündig geworden“, so Lena Jansen, „die Bauern haben wohl zu viel schlechte Erfahrungen gemacht.“
Aber auch die Bürokratie erschwere den Weg zum Abitur, vor allem für die G 8. „So muss geklärt werden, ob es für Schüler unter 18 Jahren bestimmte Gesetze für die Studienfahrt oder die Abiturvorgaben“, erzählt Sarah Röhling, „das ist nicht immer einfach und nimmt viel Zeit in Anspruch.“
Doch so ein Doppeljahrgang hat auch seine Vorteile. ,,Wir haben neue Freundeskreise gebildet, man versteht sich plötzlich mit Leuten, die man vorher vielleicht mal auf dem Schulhof gesehen, aber nicht weiter beachtet hat“, berichtet Antonia Bömmer. Außerdem, bei so vielen Leuten sei das Kursangebot am Vestischen gesichert, „da gibt es keinen Ausfall mangels Schüler.“