Bottrop.

Wer das Studio von Mona Freienstein betritt, kann sich sofort „fallen“ lassen. Die Einrichtung ist vorwiegend in Weiß gehalten – wirkt aber nicht so grell wie beim Zahnarzt. Vor der Tür spielen Kinder. Sobald sie geschlossen ist, bekommt man davon aber nichts mehr mit. Das Einzige, was man hört, ist eine seichte Entspannungsmusik, ein bisschen Vogelgezwitscher vom Band. Die 26-Jährige wischt noch ein wenig Staub weg, obwohl da längst keiner mehr ist. Reinlichkeit ist wichtig in ihrer Branche. Seit einer Woche betreibt sie ein Kosmetikstudio. Das war schon lange ihr Traum.

Man entwickelt seinen eigenen Stil

Damals, auf dem Vestischen Gymnasium, wollte sie immer Visagistin werden, beim Film oder beim Theater zum Beispiel. „Dafür braucht man natürlich eine Grundlage. Also habe ich eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Kosmetikerin gemacht“, erzählt die Kirchhellenerin. Während einiger Praktika habe sie gemerkt, wie viel Spaß ihr die Arbeit macht.

Es folgte eine Zeit in einem Wellness-Ressort. „Dort konnte ich mich vor allem im Bereich Massagen weiterentwickeln.“ Schließlich ging sie für zwei Jahre nach Bocholt. dort hatte eine Freundin sich ein kleines Studio aufgebaut. „Dadurch habe ich dort bereits Vieles selbstständig gemacht und eigenständig gearbeitet. Irgendwann kam dann aber der Punkt, an dem ich mich fragen musste: Will ich weiter Angestellte bleiben oder selbstständig werden?“

Oft ist man auch Seelenklempner

Die Entscheidung fiel auf Letzteres, zunächst im kleinen Maßstab. „Ich hatte anderthalb Jahre einen kleinen Raum in Dinslaken, in dem ich gearbeitet habe. Nebenbei habe ich auf 400 Euro-Basis im Fitnessstudio gearbeitet. Das war gut für mich, dadurch konnte ich Kontakte knüpfen“, sagt sie. Neun Monate lang erhielt sie einen Existenzgründerzuschuss. Den habe sie versucht zu sparen, um irgendwann einmal ein richtiges Studio zu eröffnen. Den Schritt ist sie jetzt gegangen. „Natürlich hatte ich Angst davor. Man muss sich auf einmal selbst versichern, die Produkte anschaffen, investieren. Da hat man schon Sorge, dass es vielleicht nicht so funktioniert.“ Dass sie es trotzdem gewagt hat, war für sie klar; es hing auch mit ihrer Branche zusammen. „Man hat ja so seinen eigenen Stil. Wenn man irgendwo angestellt ist, muss man den Stil von jemand anderem weitergeben. Das wollte ich nicht.“

Ihr eigener Stil, das heißt: Vor allem Gesichtsbehandlungen und Permanent-Make-Up, aber auch Nagelmodellage. Ihr Ziel: Ein gehobenes Studio zu besitzen. Sie wolle zwar versuchen, ein möglichst breites Publikum ansprechen, also Jung und Alt. Vor allem aber gute Arbeit sei ihr wichtig. „Bei mir kostet eine Nagelpflege vielleicht ein bisschen mehr als bei jemand anderem, aber ich will nur hochwertige Produkte verwenden und auf Qualität achten.“ Deshalb konnte sie auch einige Kunden aus Dinslaken mitnehmen. Kosmetik sei schließlich auch eine Sache des Vertrauens. Die Leute wollen sich entspannen, oft genug sei sie auch als „Seelenklempnerin“ gefragt.

Hinzu kommt so Profanes wie die Buchhaltung. Prinzipiell macht sie alles selbst, findet in ihrem Umfeld aber Unterstützung. Eine Freundin von ihr ist Steuerberaterin. „Das hilft gerade am Anfang extrem, wenn man jemanden hat, der diese Dinge alle weiß.“ Später wird ihre Mutter ihr im Laden helfen, wenn es darum geht, Termine zu vereinbaren und Kunden bei der Produktwahl zu beraten. Sonst sei es schwierig, alles allein zu stemmen. Darunter würde die Arbeit leiden. „Das hat ja auch was mit Entspannung zu tun. Wenn ich gerade in einer Behandlung bin, kann ich also nicht nebenbei ans Telefon und zur Tür gehen.“ Die Resonanz in den ersten paar Tagen sei bereits positiv. Nur an einer Sache würde sie gern noch arbeiten: „Es gibt auch schöne Behandlungen für Männer. Nur trauen sich viele noch nicht.“