Kirchhellen. .
Für Renate Kuchenbäcker hat sich nach sieben langen Jahren ein Traum erfüllt: der Baumkronenpfad ist vollendet. Indes, zwischenzeitlich mutierte ihr Traum zu einem Alptraum. Daran erinnerte sie bei der Vorstellung des imposanten Bauwerkes. „Im Jahr 2005 las ich in einer Zeitschrift von einem Baumwipfelpfad – ich war sofort begeistert. Und noch im selben Jahr haben wir einen Antrag bei der Stadt Bottrop gestellt.“
Naturlehrpfad in 15 Metern Höhe
Doch das Genehmigungsverfahren sollte sich über Jahre hinschleppen, bis 2007. „Doch damit hatte die Stadt nichts zu tun“, betonte die 78-Jährige mit Blick auf den Planungsausschussvorsitzenden Klaus Strehl. Fragen des Naturschutzes, der Statik, schwierige Bodenverhältnisse, weil nah am Wasser gebaut wurde, und nicht zuletzt zuhauf Probleme mit den ausführenden Firmen verzögerten das Projekt immer wieder. „Aber heute ist mir ein Stein vom Herzen gefallen“, seufzte die Pionierin der Freizeitparks im Ruhrgebiet. Die Anspannung war ihr anzusehen. Doch bei einem ersten Rundgang über den 200 Meter langen stählernen Pfad wich ihr Ärger stolzer Erleichterung.
Familie Kuchenbäcker schlägt mit dem Baumkronenpfad ein völlig neues Kapitel in der Geschichte ihres kultigen Freizeitparkes auf. Rund um das Barockschloss der unschlagbare Charme des nostalgischen Spielparadieses; hochdroben, in 15 Metern Höhe, ein Naturlehrpfad auf Augenhöhe mit Spatz und Specht. „Wir wollen vor allem Kindern zwischen 8 und 12 Jahren etwas über diesen wunderschönen Buchenwald erzählen“, so Renate Kuchenbäcker.
Die Erwachsenen von morgen sollen die Natur mit all ihren Sinnen erfahren, schätzen lernen: Und Bucheckern knabbern wie ein Eichhörnchen; hören, wie der Specht klopft und der Kauz ruft; ertasten, wie sich ein Käfer anfühlt oder schnuppern, wie Fichtennadeln duften – „wie Badewasser“, meinte Leon vom Ursula-Gymnasium Dorsten. Diese Erfahrungen können die Pfad-Finder in zwei Baumhäusern ersinnen. Zwei Tafeln informieren über Flora und Fauna in dem artenreichen Biotop Beck.
Der Baumkronenpfad führt auf 16 Dreibockstahlstützen mittendurch: den alten Buchenwald entlang, das Ufer des kleinen Sees zu Füßen. Erstaunlich zum Beispiel, wie viele Vogelarten hier zu Hause sind: fast 100 wurden beobachtet. Darunter Raubvögel wie Mäusebussard, Habicht, Sperber, Turmfalke; Singvögel wie Gartenbaumläufer, Kleiber, Kernbeißer, Nachtigall; Wassergeflügel wie die seltene Teichralle, im Frühjahr Nil- und Nonnengänse.
Und nicht zu vergessen: Fledermäuse. „Fridolin“, die Fledermaus, heißt das Maskottchen des Baumkronenpfades und ist bei der Höhentour allgegenwärtig.
1,5 Millionen Euro Kosten
Die Realisierung des Projektes hat nicht nur 7 Jahre gedauert, sondern auch rund 1,5 Mio Euro gekostet. Durch den Pfad entlang des malerischen Buchenwaldes ergibt sich erstmals auch ein Rundgang durch den Freizeitpark. Nach dem Abstieg empfängt „Fridolin“ die Kinder auf einem Spielplatz, dann endet der Weg an der Teppichrutsche.