Der Landeanflug des Ultraleichtflugzeugs auf den Flugplatz Schwarze Heide ist bereits angemeldet, da bemerkt der Marler Thomas Graf am späten Dienstagnachmittag , dass der Motor es nicht mehr tut. Was nun? Der 52-Jährige, der erst im Oktober vergangenen Jahres seine Pilotenprüfung abgelegt hat, informiert per Funk umgehend die am Flugplatz Loemühle ansässige Flugschule „Fly on“, der das Ultraleichtflugzeug vom Typ Breezer C gehört. Und er leitet, als die Motoren trotz aller Bemühungen nicht mehr anspringen, die Notlandung ein.

Auf dem Acker von Bauer Stratmann in Grafenwald, unweit der Kleingartenanlage, Im Venn, setzte das Kleinflugzeug am Dienstag gegen 17.15 Uhr auf. Sowohl Pilot Thomas Graf, als auch sein Flugbegleiter, der Recklinghäuser Wilhelm Funke (63), der Anfang diesen Jahres ebenfalls seine Pilotenprüfung bestanden hatte, blieben bei dieser außerplanmäßigen Landung unverletzt. Zum Glück, wie Peter IIlner, Chef-Fluglehrer von „Fly on“ und Ausbilder der beiden, im Gespräch mit der WAZ anmerkte. Zwar seien bei der Notlandung ein Drahtzaun am Acker beschädigt worden und am Ultraleichtflugzeug, bei dem laut Polizei beide Tragflächen durch zwei Zaunpfähle „erheblich beschädigt“ wurden, rund 10 000 € Sachschaden entstanden. Aber, so Illner: „Das Wichtigste ist, dass den beiden Insassen nichts passiert ist!“

Und auch der Spaß am Fliegen scheint den beiden gestrandeten Piloten, die vor dem Motorenausfall bereits eine erfolgreiche Zwischenlandung in Arnsberg gemacht hatten, nicht vergangen zu sein. Gestern Vormittag, als sie mit Peter Illner bei „Fly on“ zusammensaßen, hatten Thomas Graf und Wilhelm Funke jedenfalls schon wieder konkrete Flugpläne.

Pilot mit viel Humor

„Lass’ uns“, sagte der Marler da während des Telefonats mit der WAZ zu seinem Kumpel, „lass uns gleich zur Schwarzen Heide fliegen. Da wollten wir doch eigentlich schon Dienstag hin.“ Humor bewies Thomas Graf auch kurz nach der Notlandung. Bei der Kollision mit dem Zaundraht habe er sich gefühlt, „wie bei einer Stahlseilbremsung auf einem Flugzeugträger“. Und auf die Bemerkung des Zugführers der Bottroper Berufsfeuerwehr, Andreas Kellert, „da haben Sie aber noch mal Glück gehabt“, antwortete Graf lachend: „Glück? Von wegen, das war alles Können. Jeder andere wäre abgestürzt.“Fluglehrer Peter Illner von „Fly on“ stellt sein Flugschülern für die Notlandung ein erstklassiges Zeugnis aus: „Sie haben alles richtig gemacht, die Nerven behalten und hatten weder Angst noch Panik.“ Bei der Landung geholfen haben sicher Tipps von Illner, der auch Segelflieger ist. „Ich habe den Segelflug mit beiden Schülern geübt. Und sie sind auch im Segelflug runter gekommen. Aber wichtig ist vor allem: Beide leben, sind nicht zu Schaden gekommen – und gut ist! Material ist ersetzbar.“

Die Ursache des Motorausfalls ist indes unklar. Breezer Aircraft aus Bredstedt in Nordfriesland holt die Maschine zwar ab, ist aber nur Hersteller der Flugzeug-Zelle. Der Motor stammt von der Firma Rotax. Noch am selben Abend holte Illner beide Piloten ab und baute vor Ort wertvolle und empfindliche Instrumente aus der Breezer aus.

Die Feuerwehr Bottrop war mit 12 Fahrzeugen im Einsatz, konnte aber nach 45 Minuten wieder abrücken: Verletzte, Schmorbrände, auslaufende Tanks – Fehlanzeige.