„Wer in diesen Monaten bewusst durch die Kirchhellener Landschaft gefahren ist, musste feststellen, dass der Mais in der hiesigen Feldflur die am meisten angebaute Pflanze ist. Hierin liegt aber auch eine große Problematik.“ Der Satz könnte so oder so ähnlich aus dem letzten Sommer stammen und wird sicher auch im nächsten Sommer noch einige Male zu hören sein. Tatsächlich stammt er aus einer Festschrift zum 75-jährigen Bestehen des Hegerings Kirchhellen, ist damit zehn Jahre alt und gleichzeitig brandaktuell.
Das Problem der so genannten „Vermaisung der Landschaft“ ist nicht neu. Das Geschäft brummt, denn Mais ist für Bauern eine lukrative Einnahmequelle. Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens: Mais wird bezuschusst, da er in Biogasanlagen zur Energiegewinnung verwendet wird. Zweitens: Mais ist ein beliebtes Futter fürs Vieh. Und da in den letzten Jahren immer weniger Betriebe immer mehr Tiere halten, ist auch der Futterbedarf höher.
Peter Kleimann, Hegeringsleiter und damit Vertreter der Kirchhellener Jägerschaft, sieht besorgt auf diese Entwicklung. „Durch die Vermaisung entsteht eine Monokultur, das geschieht letztlich immer zu Lasten der Tiere.“ Einige Tierarten, etwa den Haussperling, sehe er immer seltener. Das hänge zwar nicht unmittelbar mit der Vermaisung zusammen, aber mit der Veränderung der Landschaft im Allgemeinen.
Durch die stets wachsenden, landwirtschaftlich genutzten Flächen für Mais werde den Tieren ein Rückzugsraum genommen. Im Sommer, wenn der Mais hoch stehe, sei das auch gar nicht so problematisch. Sobald aber die Flächen heruntergemäht seien, werde es gerade für kleinere Tiere schwierig. Füchse, Wildschweine und Rehe hingegen hätten es geschafft, sich der neuen Umgebung anzupassen.
Peter Kleimann betont aber, dass er die Landwirte gut verstehen könne. „Schließlich sind sie ja darauf angewiesen; die verdienen damit ihr Geld.“ Er könne gut nachvollziehen, dass die Bauern das Futter nicht extra zukaufen wollen, das sie selbst produzieren können. Deshalb ist sein Anliegen auch nicht, mit dem erhobenen Zeigefinger Ratschläge zu geben, sondern eine Diskussion anzuregen und über neue Wege nachzudenken.
Zur Jahreshauptversammlung des Hegerings ist deshalb mit Werner Kuhn ein Landwirt und Jäger eingeladen, der sich dafür einsetzt, Landwirtschaft und Naturschutz zu vereinen. Dafür wurde er 2010 mit dem Naturschutzpreis ausgezeichnet. In seinem Vortrag wird er über Alternativen zum Mais sprechen.
Für Peter Kleimann ist Kuhn genau der richtige Mann: „Besser als vom grünen Tisch aus Dinge anzusprechen, ist es, wenn da jemand vom Fach steht und beide Seiten gut kennt.“ Kleimann erwartet nicht, dass es nach der Jahreshauptversammlung in Kirchhellen zu einem Umbruch kommen werde. „Aber vielleicht denkt einer darüber nach und macht den Anfang. Dann ziehen andere irgendwann womöglich mit. So eine Initialzündung wünschen wir uns.“ Deshalb hofft er, dass viele Jäger an der Versammlung teilnehmen und „vielleicht ein paar Landwirte kennen, die sie gleich mitbringen oder im Anschluss mit ihnen darüber sprechen.“