Der Massenanflug von etwa 70 Jungstörchen auf eine Wiese an der Dringenburg hat im letzten Herbst die Naturfreunde entzückt und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) auf eine Idee gebracht: „Wir bauen Meister Adebar ein Nest!“ Ideale Bedingungen waren in Kirchhellen schnell gefunden. Und gestern wurden zwei Storchennester auf die Spitze zweier Strommasten gesetzt: am Regenrückhaltebecken am Schleitkamp und an der Dringenburg.
Beide Standorte zeichnen sich durch wasserreiches, sumpfiges Gelände aus, und das bedeutet viel Nahrung für die Aufzucht des Storchen-Nachwuchses „Frösche, Insekten, Mäuse“, antworteten die Schüler der Klasse 4 b der Gregorschule wie aus der Pistole geschossen, als Heinrich Tenhumberg fragte, wonach denn ein Storch mit seinem Schnabel bei seiner Mahlzeit so schnappt. Der Ehrenvorsitzende und Mitbegründer der SDW-Kreisgruppe Bottrop stellte das Projekt vor, eine Kooperation mit dem Regionalforstamt.
Beim Bau des Grundgerüstes für das mit 1,40 m Durchmesser stattliche Nest am Waldpädagogischen Zentrum halfen getreu dem „ELE-packt-mit-an“-Slogan die Waldjugend und Mitarbeiter des Energieversorgers mit. Das Modell für die Erstausstattung der Storchenwohnung hatte Heinrich Tenhumberg entworfen. Ein verzinkter Metallrahmen wurde mit Kopfweiden-Ruten umflochten, mit Birkenstämmen unterlegt und in der zweiten Nest-Etage mit Birkenreisig verflochten. Nur das Stroh, auf dem es sich die Schülerin Jule gestern beim Probesitzen für die Pressefotografen gemütlich machte, wird bei der Vermietung nicht mit angeboten. „Etwas müssen sich die Störche schon noch selbst suchen“, erklärte Tenhumberg den Verzicht auf die Teilmöblierung bei dieser tierischen Variante des sozialen Wohnungsbaus.
Luxus-Wohnlage
Ohnehin finden die Störche eine Luxus-Wohnlage vor. Nebenan der „Lebensmittelmarkt“, das von der Emschergenossenschaft angelegte Regenrückhaltebecken mit allerlei Lebendfutter. Zudem mit der Kleinen Boye ein fließendes Gewässer und auf der anderen Straßenseite der L 623 ein weiteres großes Feuchtbiotop in sichtgeschützter Schilfumgebung. „Schließlich benötigt ein ausgewachsener Weißstorch bis zu 700 g Nahrung am Tag“, verriet Förster Markus Herber. Die beiden stabilen Strommasten wurden von der Firma SAG aus Essen in den Boden gerammt. Sie befestigte auch das Nest in 12 m Höhe. SAG-Mitarbeiter Zafer Bicer lüftete schließlich das Geheimnis und entfernte eine Decke vom Nest – jetzt fehlen nur noch die Störche.
Die zweite Kinderstube für die klappernden Gesellen wird an der Dringenburg eingerichtet. Genau dort, wo im Herbst 2011 die Jungstörche-Schar eingeflogen war.