Die Weihnachtszeit ist vorbei und mit ihr auch die Zeit der Weihnachtslieder. Doch ein bisschen klingen sie noch nach, besonders deutlich in der Kirche St. Johannes. Dort fand am Sonntag das „Singen an der Krippe“ statt. „Das ist mittlerweile Tradition geworden“, stellte Pastor Klaus Klein-Schmeink fest, „das ist unser Dank und Lob an Gott.“ Und weil es sich eben herumgesprochen hat, war die Kirche rappelvoll.

Fünf Chöre sorgten für die Musikalische Ausgestaltung des Abends: Kinderchor, Frauenchor, Choralschola, Gemeindechor und Kirchenchor. Die Leitung lag bei Kantor Detlef Steinbrenner, der auch den größten Teil der Klavierbegleitung übernahm. Den Auftakt machte der Kinderchor mit dem Lied „Eine Tür tut sich auf für mich“. Lampenfieber schienen die 13 jungen Sängerinnen und Sänger nicht zu kennen. Selbstbewusst und sicher präsentierten sie sich, beinahe so routiniert wie manch anderer Chor der Erwachsenen. Es musste sich auch wirklich niemand verstecken; laut, deutlich und gut sangen und klatschten sie durch die drei Stücke und führten so in den Abend.

Bemerkenswert war auch die Leistung des Frauenchors. Mit fast 40 Frauen der zahlenmäßig größte Chor des Abends, sorgte er für ein kräftiges Tonvolumen. Dabei schafften die Frauen es, feine Nuancen deutlich hervorzubringen und als Einheit aufzutreten.

Für Klasse statt Masse stand wie schon in den Vorjahren die Choralschola. Ganz der alten Tradition verbunden, boten die Sänger gregorianische Gesänge unbegleitet dar. Mit den lateinischen Stücken „Quem Pastores“ und „Cordenatus ex parentis“ sowie dem russischen Werk „Snami Bog“ wählten sie für den Zuhörer keine ganz leichten Werke, und doch kam es so klar durch, dass man jedes Wort hätte mitschreiben können. Dabei füllten die nur sechs Männer die gesamte Kirche mit ihren Stimmen.

Das Konzert war klar strukturiert, jeder Chor sang drei Lieder, darauf folgte jeweils ein Intermezzo für Solisten oder die ganze Gemeinde. Ute Igelbüscher präsentierte ein Pastoral von Karl Hoppe. Die Sopranistin sang mit viel Gefühl und auf hohem Niveau, leider trug die Kirchenakustik die hohen Lagen nicht deutlich bis in die letzten Winkel. Wohl dem, der nah dran war. Anna Grewer spielte auf der Querflöte aus Händels Sonate in e-moll. Den düsteren Charakter des Grave vermittelte sie authentisch, um im Allegro den Stimmungswechsel hervorzuheben. In nur zwei Sätzen fand so ein unterhaltsam breites Spektrum Platz. Begleitet wurde sie dabei von Christian Velden am Klavier. Während des Solo-Vortrags hielt er sich vornehm zurück und bewies sein Können stattdessen an der Orgel.

Das „Singen an der Krippe“ wäre aber wohl nicht so beliebt, wenn der hohe Anteil an gemeinsam gesungenen Liedern nicht wäre. Dass in einer Kirche das Publikum zum Mitmachen eingeladen wird, ist zunächst kein Novum. Beachtlich dagegen war die Stimmgewalt, die dadurch bedingt war, dass scheinbar jeder aus vollem Halse mitsang. Wer schon beim ersten Lied „Alle Jahre wieder“ beeindruckt war, der konnte beobachten, wie „Zu Bethlehem geboren“ noch eins drauf setzte. Die Kurve nahm nicht ab, sie zeigte konstant nach oben. Wer hier war, wollte mitmachen. Deshalb war die Kirche auch voll, und das am Finaltag des Festivals „Orgel Plus“.

Zum Abschluss traten dann alle Chöre gemeinsam auf die Bühne, um mit dem Publikum „O du fröhliche“ zu singen. Auch das ist mittlerweile Tradition.