Grafenwald. . Ihre Wolle ist kuschelweich, und sie sind viel lustiger anzuschauen als Schafe - Alpakas. Bei Martina van Open in Grafenwald stehen die Kamele aus Peru auf der Weide.
Alpakas sind lustig anzusehende Tiere, die an eine Mischung aus Lama und Schaf erinnern. Ihre Heimat sind die Anden, doch auch hierzulande fühlen sie sich offenbar pudelwohl, selbst wenn sie in den letzten Tagen wegen des Dauerregens eher aussehen wie begossene Pudel.
Seit etwa zehn Jahren erfreuen sich die Tiere immer größerer Beliebtheit in Deutschland, weiß Martina van Oepen. Die Grafenwälderin selbst züchtet Huacayas, die am weitesten verbreitete Alpaka-Art. Dabei hat sich an den Bedingungen ja eigentlich nichts geändert, es sei offenbar nur niemand darauf gekommen.
Die Tiere sind vor allem wegen ihrer Wolle begehrt. Die ist besonders weich und qualitativ hochwertig, birgt aber noch weitere Vorteile. In ihrer Heimat leben die Tiere in Höhen von bis zu 4000 Metern, dort ist es tagsüber sehr heiß und nachts sehr kalt. Um diese hohen Temperaturunterschiede zu kompensieren, besteht das Fell aus Hohlfaser; ein Plus bei der Verarbeitung. Die sehr dichte Struktur der Wolle hält den Tieren den Regen vom Pelz, weshalb in der Wolle kein Lanulinnötig ist. Das ist Wollfett, das man bei Schafen und anderen Tieren findet. Nicht jeder verträgt das allerdings, weshalb die Alpaka-Wolle für Allergiker eine willkommene Alternative darstellt.
Die Tiere bei einem Spaziergang entdeckt
Für Martina van Oepen war der Mehrwert der Alpaka-Wolle vor dreieinhalb Jahren nur nebensächlich. Damals entdeckte sie während eines Spaziergangs mit ihrem Ehemann die Tiere und war direkt ganz begeistert. „Die strahlen so eine Ruhe aus.“ Warum nicht einfach eine Schafsherde? „Schafe gucken doch nicht so schön!“, betont Martina van Oepen. Also recherchierten die van Oepens, besuchten Lehrgänge und machten Praktika, bis sie sich schließlich ihre eigene Herde anschafften. Nun besitzt sie zehn weiße Alpakas, fünf weitere Fohlen kommen im Mai dazu. Zwei Stuten haben sogar Preise bei Schönheitswettbewerben gewonnen. „Da nehmen dann immer so in etwa 200 Tiere teil, aber Frida hat sich durchgesetzt und wurde 2010 zur besten Stute gewählt“, erzählt Ehemann Klaus van Oepen stolz.
Auf etwa 600 schätzt er die Zahl der Züchter in Deutschland, es gibt auch einen „Alpaka Zucht Verband Deutschland“ (azvd). Natürlich ist das nicht viel im Vergleich zu Ländern wie Peru, in denen die Tiere weit verbreitet sind. „Da gibt es Herden mit bis zu 2000 Tieren.“
Für Martina van Oepen wurde aus der Leidenschaft für die flauschigen Tiere ein Hobby. Mittlerweile wurde aus dem Hobby ein Beruf. Sie verkauft Produkte aus Alpaka-Wolle, vor allem Bettdecken. Ihr neues Projekt ist ein Katzenkissen aus dem edlen Stoff, das „AlpaCat“. Denn auch Katzen wollen schließlich bequem liegen. Mit rund 150 Euro ist das wohl eher etwas für echte Liebhaber, dafür ist alles in aufwendiger Handarbeit gefertigt.
Ihren früheren Job hat Martina van Oepen an den Nagel gehängt. „Davon leben kann ich zwar nicht, aber dafür kann ich das tun, was mir Spaß macht.“ Ihr Alltag besteht jetzt darin, die Produktion zu organisieren und die Produkte zu vertreiben. Schließlich geht nicht alles aus einer Hand, die Bettdecken etwa werden von einer Firma in Zwickau hergestellt, Martina van Oepen liefert dazu den Rohstoff. Der wichtigste Bestandteil der Arbeit besteht natürlich in der Pflege der Tiere. Morgens und abends wird gefüttert. Etwa zwei Stunden täglich sind dazu nötig, wenn Fohlen dabei sind auch länger. Alle zwei Monate müssen die Klauen geschnitten werden und vierteljährlich steht eine Wurmkur auf dem Plan. Das machen die van Oepens alles selbst, nur das Scheren übernimmt ein Freund. Im Mai ist es wieder so weit. Jedes Tier wird dann um etwa drei bis fünf Kilogramm Wolle leichter sein; für eine Bettdecke braucht man ungefähr eins davon.
Bei Kinderfestendie Halde hinauf
Ab diesem Sommer wollen die van Oepens Trekking-Touren anbieten, um etwa an Kindergeburtstagen mit den Alpakas auf die Halde zu wandern. Das sind zwar nicht die Anden, schön dürfte es trotzdem werden. Doch nicht nur deshalb fiebern sie der warmen Jahreszeit entgegen.
Martina van Oepen: „Das schönste ist es einfach, wenn wir im Sommer einen Tisch auf der Weide aufstellen und uns mit einer Flasche Wein zu den Tieren setzen. Die sind so zutraulich und kommen richtig nah zu einem hin. Das genießen wir jedes Mal.“