Was als eine kleine Werkstatt für Menschen mit geistigen Behinderungen begann, ist heute ein Landwirtschaftsbetrieb mit zukunftsweisender Bedeutung geworden. „Es ist ein Projekt, das von einer kleinen Pflanze zum Vorzeigemodell gewachsen ist“, lobt Oberbürgermeister Bernd Tischler.
„Es ist ein Projekt, auf das wir stolz sein können und das unsere Stadt auch wirtschaftlich voran bringt.“ Am vergangenen Wochenende feierte die Diakonie 25 Jahre soziale Landwirtschaft auf dem Rotthofs Hof. Aus diesem Anlass dazu lud sie zu einem offenen Dialog mit Hofleitung, Angestellten und Betreuern ein.
Mehr Selbstständigkeit
„Der Hof ist zu einem idealen Ort der Rehabilitation für Menschen mit geistigen und psychischen Behinderungen geworden“, erläuterte Johannes Schildmann, theologischer Vorstand des Diakonischen Werkes. „Menschen lernen sich selbst zu helfen und finden bestenfalls zurück in ein normales Leben und den ersten Arbeitsmarkt.“ Der Hof unterstützt sie dabei und bietet ihnen Arbeitsmöglichkeiten auf 11 Hektar Fläche. Derzeit seien rund 80 Personen in dem Betrieb beschäftigt, Betreuer und Behinderte, von denen einige im Bioladen, andere in der Lebensmittelverarbeitung, der Schweinemast oder der Garten- und Landschaftspflege tätig sind. „In der Regel kommen 12 Angestellte auf einen therapeutischen Betreuer“, erklärte Werner Burhoff von der Betriebsleitung des Rotthoffs Hof, aber viele von ihnen seien inzwischen so selbstständig, dass sie keiner dauerhaften Betreuung bedürften.
Stärken ausbauen
Seit mehreren Jahren sind sowohl geistig als auch körperlich behinderte Personen im Betrieb eingestellt. Jeder leiste, was er am besten kann. Der Betriebsleiter erläuterte: „Zu Beginn schauen wir, wo unser Bewerber am besten ist und diese Stärken versuchen wir dann auszubauen.“
Besonders stolz sei die Diakonie auf solche Fälle, die uneingeschränkt in einen normalen Alltag zurückgefunden haben. Einfach sei dies nämlich nicht, wie Pfarrer Johannes Schildmann, betonte. „Nur zehn Prozent werden tatsächlich dauerhaft rehabilitiert,“ sagte er, „das bedeutet aber nicht, dass wir allen anderen nicht helfen konnten. Im Gegenteil, wir geben ihnen Struktur und Stabilität. Dies unterstützt sie in ihrem Alltag.“
Auch Referentin Rebecca Kleinheitz vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frankfurt sieht in der sozialen Landwirtschaft eine wachsende Bedeutung für die zukünftige Gesellschaft. In ihrem Vortrag aus ihrer Studie sagte sie: „Der Umgang mit Tieren und natürlichen Erzeugnissen spielt eine günstige Rolle beim Erlernen von Pflichtbewusstsein und Verantwortung.“ Genau diese hätten viele behinderte Angestellte nötig. Zudem entfalte sich aus der Arbeit eine gute therapeutische Wirkung, die eher entlaste statt belaste.