Kirchhellen. .
Voller Elan stürmen die Mädchen und Jungen in den Lesesaal der Bibliothek – und staunen nicht schlecht, dass sie dort statt Bücher jede Menge Lederriemen, Helme und Bürsten finden. Die Lösung: In der Reihe „Wir stellen Berufe vor“ präsentiert sich eine Pferdewirtin.
Und deshalb werden den Kindern im kleinen Saal der Bücherei Trensen, Halfter, Reithelme und Sättel gezeigt. Mittendrin: Bärbel Stradtmann vom Reitverein Gladbeck, die den 17 Kindern im Alter von sechs bis 13 Jahren ihren spannenden Beruf Pferdewirtin vorstellt.
Die 53-jährige Gladbeckerin erzählt, dass die Ausbildung zur Pferdewirtin drei Jahre dauert . Hinzu kommen fünf Jahre zur Fortbildung. Die Ausbildungsbereiche umfassen: klassische Reitausbildung, Rennreiten, Spezialdisziplinen wie Westernreiten, Pferdezucht, Pferdehaltung und Service. Unter Service verstehen Pferdewirte u.a. Stall- und Weidemanagement sowie Kundenberatung. Bärbel Stradtmann widmet sich der Reitausbildung von Pferd und Reiter.
Dass viele der Kinder schon mal geritten sind, zeigt sich beim Putzzeug. Als Bärbel Stradtmann eine rundliche Bürste hochhält, weiß Sina sofort die Antwort: „Das ist ein Striegel, damit macht man das Pferd vor dem Satteln sauber“ erklärt die 7-Jährige. Und auch den Hufkratzer erkennen die Kinder auf Anhieb. Dann versucht Bärbel Stratmann, es etwas schwerer zu machen und hält einen merkwürdig gebogenen Gegenstand hoch. Die Kinder zögern, doch dann meldet sich Anna (8): „Ich glaube das ist dazu da, die Pferde nach dem Abspritzen besser zu trocknen“. Erstaunlich, auch das ist richtig und die Pferdewirtin verrät den Fachbegriff: Schweißmesser, eine Art Abzieher.
Beim Thema Sattel und Zaumzeug, dazu gehören Hafter oder Trense, erklärt Frau Stradtmann: „Die Riemen müssen alle richtig fest sitzen, damit die Zügel zum Beispiel nicht plötzlich reißen.“ Die Sicherheit stehe beim Reiten immer im Vordergrund. „Die Kinder müssen immer daran denken, dass sie schließlich auf einem Tier und nicht auf einer Maschine sitzen“.
Besonders interessiert zeigen sich die Kinder, als die Pferdewirtin ihnen anhand eines Schaubildes den Aufbau des Pferdegebisses erläutert. „Ich reite schon drei Jahre und wusste gar nicht, dass ein Pferd über 40 Zähne besitzt“, staunt die 8-jährige Kim.
Auch Kims Großmutter, Marlies Ketterler, ist überrascht. „Ich selbst kenne mich überhaupt nicht mit Pferden aus, deshalb ist es auch für mich sehr interessant“, stellt die 63-Jährige fest. Die Kirchhellenerin ist auch der Meinung, dass Veranstaltungen zur Berufswahl bereits in dem frühen Alter durchaus sinnvoll sind: „Sicher wird meine Enkelin später andere Interessen haben, aber es ist gut, dass sie wissen, was es für Möglichkeiten für sie gibt“.
Zum Schluss erklärt Bärbel Stradtmann den Kindern, was ihren Beruf auszeichnet. „Die wichtigste Aufgabe ist es, den Charakter von Pferd und Reiter zu erkennen und sie zueinander zu führen. Es ist ein Beruf aus Leidenschaft, der sehr viel Spaß macht. Man sollte sich aber im Klaren darüber sein, dass man kaum Freizeit hat, da immer jemand am Stall sein muss, der sich um die Tiere kümmert.“ Und: „Man verdient nicht viel und muss selbst viel lernen.“