Kirchhellen. .

Mit wachsamen Augen, im sportlichen Dress und mit einem Fahrrad als Dienstgefährt beobachten die Hauptkommissare Benno Hachmann und Erich Kunze das Geschehen auf der Straße – auch so kann eine Polizeistreife aussehen.

De beiden Verkehrssicherheitsberater waren am Sonntag in Feldhausen, zwischen Gasthof Berger, Schloss Beck und Movie Park unterwegs. Ihr Ziel: Vor allem ältere Radfahrer auf ihre besondere Gefährdung aufmerksam machen. „Im Kreisbezirk Recklinghausen war im ersten Halbjahr 2011 zwar eine positive Entwicklung der Unfallzahlen zu beobachten“, weiß Erich Kunze, „die Anzahl der Unfälle in Bottrop, in denen Bürger über 65 Jahren als Fahrradfahrer verwickelt waren, hat jedoch zugenommen“.

Statt wie im Vergleichshalbjahr 16 Unfälle wurden der Polizei in Bottrop im vergangenen Halbjahr 30 Unfälle älterer Fahrradfahrer gemeldet – ein Trend, den die Zahlen des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) auch deutschlandweit erkennen lassen. Laut DVR hat sich die Zahl der verunglückten Radfahrer über 65 in den letzten 30 Jahren mehr als verdoppelt. Besonders schwerwiegende Folgen können Kopfverletzungen wie ein Schädel-Hirn-Trauma sein.

„Doch gerade das ist durch das Tragen eines Helmes vermeidbar“, ist sich Benno Hachmann sicher. Der erfahrene Polizeihauptkommissar weiß, wovon er spricht – nicht zuletzt, weil sein eigener Onkel nach einem Fahrradsturz, ohne Helm und im hohen Alter, einer schweren Kopfverletzung erlag.

Die Statistik zeigt, dass es sich dabei keineswegs um einen Einzelfall handelt – dennoch gibt es in Deutschland bisher keine Helmpflicht. „Zudem ist die Akzeptanz von Helmen in der Bevölkerung nicht besonders groß“, weiß Erich Kunze. Das wurde auch deutlich, als die Streife einen älteren Radfahrer in ein Gespräch verwickelte: „Recht haben Sie ja“, gab der Radfahrer ohne Umwege zu, als er auf das Fehlen eines Helmes auf seinem Kopf hingewiesen wurde, „aber die Macht der Gewohnheit ist zu groß. Man setzt sich einfach aufs Rad und fährt los, das ist doch bequemer. Vor allem wenn man nur eben etwas einkaufen will.“

Doch gerade diese kurzen Strecken bergen viele Gefahren. „Parkplatzausfahrten, zum Beispiel von großen Supermärkten, sind Unfallschwerpunkte“, wissen die Verkehrssicherheitsberater. Die Unfallursache Nummer eins sei jedoch das Benutzen der Fahrbahn bzw. des Radweges in falscher Richtung. Das sind Situationen, in denen die Hauptkommissare einschreiten müssen.

Bußgeld droht

Ein Bußgeld werde jedoch eher selten verhängt: „Wir drohen sehr ungern mit dem Bußgeldkatalog“, lächelt Erich Kunze. Zwar führt er Auszüge des Kataloges, kompakt als Flyer zum Herausgeben, immer in seiner Fahrradtasche mit sich, „aber zum Einsatz kommt er nur, wenn ein Verkehrsteilnehmer sich völlig beratungsresistent zeigt.“