Kirchhellen. .

Eine so genannte „unkonventionelle Gasförderung“ beunruhigt NRW-Bürger vor allem im Münsterland, seit bekannt wurde, dass landesweit Probebohrungen zur Erkundung von neuen Gas-Lagerstätten geplant sind. Die Bezirksregierung in Arnsberg gab nun bekannt, dass ein Konsortium um die Thyssen Vermögensverwaltung am 1. Juni 2010 die Rechte für ein 321 Quadratkilometer großes Feld, genannt „WeselGas“, beantragt hat – das mit einem Zipfel in den Kirchhellener Norden ragt, bis Ekel.

Grund genug für die Ratsfraktion der DKP, dieses Thema am 14. April auf die Tagesordnung des Ausschusses für Stadtplanung und Umweltschutz setzen zu lassen. „Wir müssen uns auch in Bottrop mit diesen Plänen, mit ihren Gefahren und Risiken ernsthaft befassen“, so DKP-Ratsherr Michael Gerber. Zu der Sitzung soll ein Vertreter der Bezirksregierung Arnsberg eingeladen werden, der kompetent Auskunft geben und Fragen beantworten kann.

Unkonventionelles Erdgas ist Methan, das aus tiefen Gesteinsschichten wie Schiefer, Sandstein oder Kohleflözen gewonnen werden kann. Bei der Förderung dieses Erdgases kommt die so genannte „Fracking-Methode“ zum Einsatz. Bei diesem international umstrittenen Verfahren werden große Mengen Wasser mit einem Cocktail z.T. hochgiftiger Chemikalien (so genanntes Frac-Wasser) unter extrem hohem Druck ins Erdreich gepresst. Dadurch werden Risse ins Gestein gesprengt, durch die das Gas zum Bohrloch abfließen kann. Ein Großteil des „Frac-Wassers“ verbleibt im Erdreich – mit allen Konsequenzen u.a. für die Trinkwasserversorgung. Oder wie Gerber es ausdrückt: „Eine tickende Zeitbombe für zukünftige Generationen.“

Denn die größte Gefahr bestehe darin, dass die Frac-Flüssigkeit ins Grundwasser eindringen könne, sich (evtl. auch entgegen der Fließrichtung des Grundwassers) ausbreite. Gerber: „Der Einsatz gesundheitsgefährdender, giftiger Stoffe muss darum grundsätzlich verboten sein. Trinkwasser ist Lebensmittel. Und giftige Chemikalien gehören da nicht rein.“

Beim Aufbrechen der Gesteinsstrukturen könnten auch Erderschütterungen ausgelöst werden. Freiwerdendes Erdgas könne ins Grundwasser eindringen und gelöst im Trinkwasser in die Haushalte gelangen. Bei Förderungen in den USA sei dies laut DKP ein ernsthaftes Problem.

Beim Fracking müsse auch mit erhöhter radioaktiver Belastung gerechnet werden, weil wasserlösliches Radium-226 anfalle. Und durch Entnahme mehrerer Millionen Liter Grundwasser pro Bohrloch könne es zur Absenkung des Grundwasserspiegels und zu Bergschäden kommen. Das Bundesberggesetz sei laut DKP überholt und sehe Umweltverträglichkeitsprüfungen für Erkundungsbohrungen überhaupt nicht vor.

Betroffene Gemeinden im Münsterland, etwa Steinfurt oder Borken, haben bereits Resolutionen verabschiedet, in denen die Firma Exxon Mo-bil, die einen Antrag auf Probebohrungen gestellt hat, aufgefordert wird, alle verwendeten Chemikalien zu benennen.

Die DKP beantragt, dass die Bezirksregierung Arnsberg als zuständige Bergbehörde sich für den Stopp aller Vorbereitungen von Probebohrungen und sich gegen jegliche geplante Förderung von unkonventionellem Gas mittels „Fracking“ ausspricht. Weiter soll eine Umweltverträglichkeitsprüfung unter Beteiligung der Öffentlichkeit durchgeführt werden, die alle Risiken und Gefährdungen für die Umwelt ausschließt. Außerdem fordert die DKP ein unabhängiges geologisches Gutachten zur Situation des Deckgesteins. Eine Gefährdung des Grundwassers soll dabei vermieden, Risiken von Bergschäden müssten berechnet werden.