Der eine sammelt Briefmarken oder Bierdeckel, der andere bastelt Schiffsmodelle oder schraubt an Seifenkisten rum. All diese Hobbys haben eins gemein: Sie kosten ein Schweinegeld und bringen nur in den seltensten Fällen Profit. „Aber es macht Spaß“, schwärmt Martin Heisterkamp. Der 23-jährige Kirchhellener ist einer dieser Idealisten und einer recht außergewöhnlichen Passion verfallen: Er entwirft und baut individuelle Fahrräder.

Angefangen hat alles im April – und wie so oft in Kirchhellen, nach einer Feier. „Als ich mit meiner Freundin nach der Bauernolympiade morgens um fünf nach Hause kam, habe ich unsere Fahrräder draußen angekettet“, erzählt der gelernte Kfz-Mechatroniker, „und als ich drei Stunden später Brötchen holen wollte, waren beide Räder weg.“ Drei Schlösser hatten die Diebe geknackt. „Ich hätte nie gedacht, dass mein Rad in Kirchhellen einer klauen würde“, wundert sich Martin noch heute, „das war so originell das Teil, das würde ich sofort wiedererkennen und mir den Typen schnappen.“

Er hat weder Rad noch Gauner wiedergesehen. Kurios: Der Diebstahl hat in ihm die Leidenschaft geweckt. „Ich musste sofort wieder ein neues Rad haben; es war WM, und ich hatte keine Lust von Dorfmitte zu Fuß zu Miermanns am Scheideweg zu laufen, da haben wir immer Fußball geguckt.“ Übers Internet erwarb Martin, übrigens der Sohn von Schauspieler Norbert Heisterkamp, eins dieser coolen Cruiser-Räder: ein Voorago aus den USA, Typ „Blade“. Wie bei seinem geklauten Cruiser, genannt „Litte Bastard“, nahm er Umbauten vor. Es wurde bis auf den Rohrahmen gestrippt und komplett neu gestylt. Den Rahmen ließ er in Marinegrau sandstrahlen.

Aber dann die Details: Mini-LED-Leuchten, vorne wie hinten; Hydraulikbremse; Ventilkappen mit dem Hoheitszeichen der Bundeswehr „Eisernes Kreuz“, das gleiche Motiv fürs Reifenprofil; an Gabelkreuz und Lenker eine putzige Stereoanlage, die von einem I-Phone mit Rockmusik gefüttert wird; „apehanger“, so heißen die hohen Harley-Lenker. Und das Rocker-Bike fährt sich auch wie ein „Shopper“: gemächlich, gemütlich. Bald wird’s getauft: Admiral, daher das Marinegrau. Allen Um-bauten gehen filigrane Entwürfe am Computer voraus.

Mittlerweile kann sich Martin vor Aufträgen aus dem Verwandten- und Freundeskreis nicht retten. Er tuned neue Räder oder macht aus alt neu. Seiner Schwester, ein VW-Käfer-Fan, baute er ein Herbie-Radl, z.B. mit VW-Ventilkappen: „Dazu habe ich das olle Rad von unserer Oma komplett umkonstruiert.“ Freunde freuen sich über Räder namens SpongeBob, Old Daddy, Naughtyca, General Lee, alle in neuen Farben sandgestrahlt und alles Unikate. „Die Schriftzüge entwickele ich mit meinem Freund Olli Goldkuhle“, erzählt Heisterkamp, der eine Ausbildung zum Maschinenbautechniker absolviert.

Bei technischen Fertigkeiten helfen ihm zwei weitere Freunde: Peter und Christian Fiele, Inhaber der Radwerkstatt an der Hauptstraße. Mit ihnen hat er das optisch auffälligste Rad gebaut – „John J. Rambo“. Alle Räder hat Martin kostendeckend umgebaut. „Ich will keinen Gewinn ma-chen“, betont er – Hobby eben.