Neugierig erkunden Elvis‘ leuchtende Bernsteinaugen den Raum. Wo soll es jetzt hingehen? Hoch auf das gemütliche Kuschelsofa? Runter zu den bunten Spielzeugen? Nein - auf dem Kratzbaum kann man sich doch viel besser präsentieren. Und mit einem Satz thront Elvis auch schon über seinem katzen-paradiesischen Feriendomizil. Er räkelt sich, mauzt zufrieden und zeigt die ganze Pracht seines flauschigen, braun-weißen Maine-Coon-Fells. Elvis ist eben etwas Besonderes, er ist ein „von“, ein Katzen-Blaublut. Aber nicht nur deshalb residiert er während der Abwesenheit von Herrchen und Frauchen in der Tier-Pension von Susanne Schütze in Feldhausen – „VIP-Service“ inklusive.

Wer bei dem Wort „VIP“ jedoch an verhätschelte Haustierchen mit Diamanten-Halsbändern denkt, der liegt bei Susanne Schütze völlig falsch. Denn hier definiert sich Luxus ganz anders – nämlich durch eine gemütliche Wohlfühl-Atmosphäre, liebevolle Pflege und intensive Zuwendung. Die ist Susanne Schütze besonders wichtig, wird aber nur durch die strenge Begrenzung der Plätze in ihrer Pension möglich: „Ich nehme maximal sechs Katzen und zwei Hunde gleichzeitig auf. Sonst kann ich den Tieren einfach nicht gerecht werden“, weiß die erfahrene Tierliebhaberin.

Wenn Herrchen und Frauchen ihre Lieblinge für die Dauer des Urlaubs in Susanne Schützes Obhut geben, dann machen sie das ganz bewusst - weil sie um die gute Betreuung wissen. „Manche behaupten sogar, dass der Aufenthalt für ihre Tiere bei uns wie eine Kur sei, dass sie ausgeglichener sind und dass das Fell mehr glänzt“ – kein Wunder, denn Susanne Schützes Wohnhaus ist gleichzeitig ihre Tierpension. So kann sie rund um die Uhr bei ihren Gasttieren sein. Tagsüber verbringt sie viele Stunden in den fünf Katzenzimmern. Gasthunde dürfen sie fast überall hin begleiten, „auch nach draußen, ob zur Bank oder zum Supermarkt.“ Außerdem können die Vierbeiner sich auf dem gesamten, über 4000 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Feldhausener Straße und Warner Allee austoben. Ausgestattet mit Schwimmteich und Waldstück gedeiht das Gelände im Sommer zum Tierparadies. „Hier kann man Hunde richtig beschäftigen und sie gleichzeitig trainieren“ – wichtige Aspekte für Susanne Schütze.

Die Tiernärrin weiß einfach, wie man Hund und Katze „anpacken“ muss. Sicherlich steckt dahinter ein gewisses Talent im Umgang mit Tieren, ein Gespür, das man bei ihrer Kommunikation mit den Vierbeinern sofort erahnen kann. Ihren Gasthund Diego hat sie zum Beispiel voll im Griff: Auch wenn der junge Münsterländer sein ungestümes Temperament gern mal durchblitzen lässt – ein Blick in die Augen der Tier-Nanny und Diego wird lammfromm.

Was Susanne Schütze aber zudem noch auszeichnet, ist ihre längjährige Tiererfahrung. Aufgewachsen in Feldhausen, übernahm sie schon mit fünf Jahren die Verantwortung für ihren ersten Hund. Mit einem Zwinkern zitiert Schütze gern die fast verzweifelt klingenden Worte ihrer Mutter: „Diese Affinität zu Tieren, das war schon immer in Susanne drin.“ Aus der Affinität wurde eine Leidenschaft, aus der Leidenschaft ein Beruf: Vor 20 Jahren trat Susanne Schütze ihren Job als tiermedizinische Assistentin in einer Praxis in Gelsenkirchen mit angeschlossener Katzenpension an. Obwohl sie ihren Job liebt, merkte sie schon damals, was sie ändern wollte: „Manchen Tieren ist es aufgrund ihrer psychischen Verfassung einfach nicht zuzumuten, in großen Räumen mit vielen anderen Tieren zu leben, so wie es in vielen Pensionen ist.“

2011 fast ausgebucht

Um ein VIP-Tierdomizil nach ihren Vorstellungen eröffnen zu können, sammelte Susanne Schütze bei der Arbeit Erfahrungen, die sie durch ständiges Selbststudium und Seminarbesuche ausbaute. So wurde sie auch zur Expertin in Ernährungs- und Erziehungsfragen. Da verwundert es nicht, dass mit der Eröffnung ihrer Tierpension vor drei Jahren eine Erfolgsgeschichte begann: „Schon vor der Eröffnung waren die ersten Plätze vergeben“, erinnert sich Schütze, „und jetzt sind wir für 2011 schon wieder fast ausgebucht.“

Der Tierpensionsbetrieb mit angeschlossener tierärztlicher Betreuung ist aber längst nicht das einzige Standbein der Powerfrau. Stundenweise ist sie als tiermedizinische Assistentin tätig, macht in Notfällen Hausbesuche und gibt Seminare für Tierhalter. Dann wird im großen, gemütlichen Kaminzimmer in Kleingruppen die Theorie gepaukt, bevor man in der Lehrküche zur Tat schreitet: „Hier lernen die Tierbesitzer zum Beispiel, wie man Futter für Tiere mit speziellen Problemen, etwa Diabetes oder Lebererkrankungen, zubereitet.“

Das alles klingt ganz und gar nach einem Full-Time-Job. „Man muss schon einen gewissen Spleen haben, um so zu leben“, lächelt die Pensionsinhaberin. Im Urlaub war sie seit über zehn Jahren nicht mehr. „Aber ich vermisse absolut nichts.“ Regelmäßig erhält Schütze zudem Unterstüzung von Familie und Freunden – mit anderen Worten: ein durch und durch tiernärrischer Clan.

Sogar auf Schützes eigene Haustiere hat sich die Leidenschaft übertragen: Die Papageien Jakob und Willi, die in einer Volière im Garten leben, schnappen regelmäßig ein paar Lektionen der Hundeerziehung auf – mit verheerenden Folgen: „Es ist doch etwas irritierend, wenn die Papageien plötzlich ‚Sitz‘ oder ‚Platz‘ rufen. Und manchmal bellen sie auch“, lacht Susanne Schütze.