Sollen wir noch Plattdeutsch sprechen? Wie ist die Rechtslage beim Streit wegen eines wilden Schweins? Mit diesen und noch viel mehr Themen beschäftigte sich Karl Wessels. Der Verein für Orts- und Heimatkunde Kirchhellen erinnerte im Pfarrheim Hl. Familie an den 80. Todestag des Grafenwälder Lehrers und Heimatdichters. Viel Lebenszeit hatte Karl Wessels nicht, der 1930 mit nur 39 Jahren bei einem Motorradunfall in der bekannten Todeskurve der Bottroper Straße ums Leben kam. Doch sein Wirken und seine schriftlichen Werke haben bis heute Spuren in seinem Heimatdorf hinterlassen.

1891 wurde Karl Wessels in Hörstel, nahe dem Teutoburger Wald geboren, schon als kleines Kind faszinierte den Sohn einer Bauernfamilie die Natur. Mit 21 Jahren kam Wessels als Junglehrer an die Schule Grafenwald und setzte dort nach dem 1. Weltkrieg als Führer einer Maschinengewehr-Kompanie seinen Beruf als Lehrer fort. Hier lernte er auch seine Frau Elisabeth kennen, die er 1923 heiratete, die nur sieben Jahre später als Mutter zweier Kinder Witwe wurde.

Karl Wessels war nicht nur Lehrer aus Leidenschaft, sondern auch Schriftführer des Vereins für Orts- und Heimatkunde, Geschäftsführer des Arbeitsamtes für Naturdenkmalpflege, Pfleger für kultur- und naturgeschichtliche Bodenaltertümer und Gründungsmitglied und erster Vorsitzender des VfL Grafenwald.

Sein Tod löste auch bei seinen Schülern tiefe Betroffenheit aus. „Wir sind mit der ganzen Klasse zu seiner Wohnung gegangen, wo er aufgebahrt lag. Er hatte wegen der Kopfverletzungen einen Turban um. Wenn ich meine Augen schließe, sehe ich noch alles ganz genau vor mir“, erinnert sich Berta Großgard. Die rüstige 88-jährige ehemalige Schülerin kam aus Bottrop ins Pfarrheim und konnte etliche Anekdoten erzählen, die auch für den Referenten Rainer Weiß (Bild auf dieser Seite) neu waren. Im Gepäck hatte sie jede Menge Fotos – genau wie die 85-jährige Elisabeth Wessels, Tochter des Grafenwälder Heimatdichters, die mit ihrer Nichte Sarah (also der Urenkelin Karl Wessels) aus Münster angereist war.

Wessels Tochter
kam aus Münster

Ziel war es nicht nur, an Karl Wessels und die nach ihm benannte Straße zu erinnern, sondern auch, Licht ins Dunkel um seinen Tod zu bringen. „Es gibt Quellen, die berichten, dass er als Beifahrer eines Grafenwälder Motorradfahrers auf dem Heimweg von einem Krankenhausbesuch bei seiner Frau war und erst in einem Krankenzimmer starb, es gibt auch andere Aussagen“, berichtet Rainer Weiß. Tochter Elisabeth und Berta Großgard konnten hier zur Klärung des Falls direkt weiterhelfen.

Auch Wessels Artikel für die Gladbecker Blätter und den Vestischen Kalender sowie seine platt- und hochdeutschen Heimatgedichte wurden diskutiert. Letztere rezitierten Paul Rebbelmund und Anette Duckheim in echter Mundart.