Kirchhellen/Hünxe. Das Landesumweltamt Lanuv bestätigt einen zweiten Wolf im Wolfsgebiet. Das Geschlecht und damit die Frage nach Nachwuchs ist noch unklar.

Es gibt einen zweiten Wolf im Wolfsgebiet Schermbeck. Das bestätigte am Mittwochmittag das zuständige Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Lanuv).

Seit Ostern kursierte im Internet und in sozialen Netzwerken ein Video, das zeigt wie zwei mutmaßliche Wölfe einen Hirsch angreifen. Der Hirsch setzte sich erfolgreich zur Wehr und konnte anschließend leicht verletzt die Flucht ergreifen. Am 11. April gegen 7.30 Uhr gelang es einem Anwohner in Hünxe diese Szenen zu filmen.

Überprüfung in drei Schritten

Die Aufnahmen wurden daraufhin durch die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf geprüft. Auf Nachfrage der Redaktion erklärte ein Sprecher des Landesamtes, dass die Überprüfung und Verifizierung des Bild- und Videomaterials in drei Schritten erfolgt. Zunächst wird das vorliegende Material ausgewertet. Ist darauf eindeutig ein Wolf zu erkennen oder ein anderes Tier? Diese Frage muss geklärt werden.

Außerdem wird die Aktualität überprüft. Handelt es sich um neue Aufnahmen oder um ein Video, das zu einem anderen Zeitpunkt aufgenommen wurde. Als letzten Schritt wird mit Mitarbeitern und Wolfsberatern die Echtheit des Videos an der Örtlichkeit verifiziert. Über die Identität der beiden Wölfe ist nach Angaben des Landesamtes bisher nichts bekannt. Mutmaßlich soll es sich bei einem der beiden um Gloria handeln. Also jene Wölfin, die seit Juni 2018 rund um Schermbeck ansässig ist und auch in Kirchhellen schon Nutztiere gerissen hat.

Keine Angaben zu Alter und Geschlecht

Ein zweites Individuum ist laut Lanuv aus dem Wolfsgebiet bislang nicht genetisch nachgewiesen worden. Zu Alter und Geschlecht könnten keine Angaben gemacht werden. Es handelt sich um einen ersten Hinweis auf ein mögliches Wolfspaar im Wolfsgebiet Schermbeck. Wie das Lanuv mitteilt, leben Wölfe in festen Paaren, die in der Regel lebenslang bestehen. Nach bundesweit vereinbartem Monitoring-Standard ist von einem Paar auszugehen, wenn zwei geschlechtsreife Wölfe (Rüde und Fähe) über mindestens vier Wochen gemeinsam in einem Territorium nachgewiesen werden.

Sebastian Falke ist Sprecher der Kreisjägerschaft Wesel. Er hatte das Video im Internet bereits vor der offiziellen Stellungnahme zum Wolfsnachweis durch das Lanuv gesehen und hielt es damals schon für „absolut echt“. Die Kreisjägerschaft hält einzelne Wölfe nicht für problematisch. Aber die Population sollte beobachtet werden.

„Wenn nötig eingreifen“

Denn sollten sich Wölfin und Wolf paaren und sich infolgedessen Rudel bilden, sieht die Situation anders aus. Weitere Risse von Wild- und Nutztieren könnten die Folge sein - zum Leidwesen vieler Landwirte. „Der Spielball liegt bei der Politik. Sie muss Rahmenbedingungen schaffen und wenn nötig muss regulierend eingegriffen werden“, meint die Kreisjägerschaft.

In der Nacht zu Ostersamstag hatte es einen Zwischenfall auf dem Hof des Milchviehbetriebs von Martin Steinmann in Kirchhellen gegeben. Es wurde ein totgeborenes Kalb mit einer weggerissenen Hinterkeule gefunden. Die erste Vermutung, dass es sich um einen Wolfsriss handelt, ließ sich später nicht bestätigen. Eine Wildkamera wurde tags darauf aufgestellt. Nachts kehrte der „Täter“ zurück an Ort und Stelle. Nach Überprüfung der Aufnahmen soll es ein Fuchs gewesen sein.

Gesammelte Wolfssichtungen

Neuigkeiten zu Wölfen in Nordrhein-Westfalen sind abrufbar auf der Internetseite des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz unter https://wolf.nrw/wolf.

Jede Sichtung eines Wolfes erfolgt an das Landesumweltamt: Werktags telefonisch unter 02361/ 305-0, außerhalb der Geschäftszeiten und am Wochenende telefonisch unter 0201/ 714488 oder per E-Mail an