Kirchhellen. Die beliebtesten Plus-Geschichten des Jahres - hier die eines außergewöhnlichen, mutigen Paares.

Dieser Artikel ist zum ersten Mal am 9. Februar 2020 erschienen.

Das neue Seelsorgeteam von St. Johannes verlässt Kirchhellen auf dem Weg in eine gemeinsame Zukunft.

Pfarrer Ulrich Witte und Pastoralreferentin Caroline Johnen haben der Gemeinde mitgeteilt, dass sie in einer anderen Gemeinde im Bistum eine Familie gründen möchten. Bischof Felix Genn habe den Pfarrer auf dessen Wunsch bereits mit Ablauf des 15. Februar entpflichtet. Die Gläubigen in St. Johannes reagierten auf die Ankündigung erst mit überraschtem Schweigen und dann mit herzlichem Applaus.

Ulrich Witte kam nach Kirchhellen als Spätberufener. Erst im Alter von 31 Jahren wurde er Priester und war zuletzt fünf Jahre Militärseelsorger in Münster. Die Soziologin Caroline Johnen hat in Bocholt ihre Ausbildung zur Pastoralreferentin absolviert. Für Witte war die Pfarrstelle als Nachfolger von Klaus Klein-Schmeink die erste Aufgabe als leitender Pfarrer. Sein Lebensplan hatte ursprünglich vorgesehen, wenigstens zehn Jahre in Kirchhellen zu bleiben.

Mussten „in irgendeiner Form eine Entscheidung“ treffen

Es kam anders. Nach der Einführung des neuen Seelsorgeteams im September sei das Verhältnis zwischen ihm und Caroline Johnen immer intensiver geworden. Schließlich hätten sich beide eingestehen müssen, „in irgendeiner Form eine Entscheidung“ treffen zu müssen.

Zu seinem Glück habe sich Caroline Johnen entschieden, ebenfalls die Gemeinde St. Johannes zu verlassen und mit ihm ein „gemeinsames Leben in einer neuen Pfarrei des Bistums zu beginnen.“ Gleichzeitig mit seiner Bitte um Entpflichtung als Pfarrer von St Johannes habe er den Bischof auch um die Laisierung gebeten, die Entpflichtung von seinem Gelöbnis als Priester.

„Wollten Pfarrei und uns gegenüber ehrlich bleiben“

Der Anlass für die schnelle Entscheidung nach nur vier Monaten gemeinsamer Tätigkeit sei der Wunsch gewesen, „dem Bischof, der Pfarrei und uns selbst gegenüber ehrlich zu bleiben“, sagte Caroline Johnen. Das Bistum habe bereits zugesagt, sie weiter als Pastoralreferentin zu beschäftigen „Aber wir können uns beide nicht vorstellen, weiter in Kirchhellen zu leben und zu arbeiten.“

Ulrich Witte betonte, er wolle weder mit der katholischen Kirche brechen noch dem Bistum einen Vorwurf machen. „Ich bin gerne Priester gewesen.“ Er habe aber jetzt festgestellt: „Ich möchte lieber in einer Beziehung leben und eine Familie gründen.“

Seelsorgeteam bittet Gemeinde um Verzeihung

Caroline Johnen und Ulrich Witte baten die Gemeinde um Verzeihung, wenn sie mit ihrem Schritt Menschen enttäuschten. Beruhigend für beide, so Johnen, sei die „Gewissheit, dass es hier in Kirchhellen sehr viele engagierte Christinnen und Christen gibt, die bereit sind, weiter am Aufbau“ der begonnenen Veränderungen in der Gemeinde zu arbeiten.

Seit ihrer Begrüßung in St. Johannes hatte das neue Pastoralteam gemeinsam mit Pater Periya und in Absprache mit dem Kirchenvorstand viele Veränderungen in der Gemeinde vorgenommen. Unter anderem war zu Jahresbeginn eine neue Gottesdienstordnung in Kraft getreten. So war etwa die Zahl der Messen in St. Johannes war deutlich reduziert worden zu Gunsten von Messen in Grafenwald und Feldhausen. Er wisse, dass es Widerstand gebe gegen die raschen Veränderungen, hatte Witte zu Weihnachten in einem WAZ-Interview besagt. Er wisse aber auch, dass es viele Menschen in der Gemeinde gebe, die auf einen Neuanfang hofften.