Kirchhellen. 23 Prozent Ernteeinbußen beim Körnermais, gar 27 Prozent beim Silomais. Der Bauernverband nennt die Ernte in Westfalen-Lippe durchwachsen.

Die Bauern in Westfalen-Lippe blicken zurück auf eine Getreide- und Rapsernte, deren Ergebnisse stark geprägt sind von der extremen Dürre und Hitze der zurückliegenden Monate. Landesweit lag die Ernte unterhalb des langjährigen Durchschnitts und brachte unterschiedliche Qualitäten, die zu mäßigen Erzeugerpreisen vermarktet werden können. Insgesamt fällt die Erntebilanz 2018 für die Landwirtschaft durchwachsen aus.

Dieses Fazit zog Johannes Röring, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV).„Die letzten Monate haben erneut deutlich gemacht, wie stark wir als Bauern davon abhängig sind, dass auf unsere Felder und Wiesen zum richtigen Zeitpunkt ausreichend Regen fällt. Wo dies nicht der Fall war, haben vor allem die Kulturen auf den leichten Böden, die kaum Wasser speichern können, schwer gelitten. Schlechte Erträge gab es beim Raps, zudem hat die Dürre vor allem das Grünland und den Maisanbau im zweiten Jahr nacheinander schwer getroffen. Daneben gibt es aber auch Regionen, die sich in diesem Jahr über eine sehr gute Getreideernte freuen“, so Röring.

Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband schätzt den durchschnittlichen Ertrag 2019 bei Getreide (ohne Körnermais) in Westfalen-Lippe auf ca. 74 dt/ha. Die Ernte liegt damit etwa 6 Prozent über dem dürrebedingt schlechten Ergebnis von 2018 und auch ca. 4 Prozent unter dem Mittelwert der Jahre 2013 bis 2018. Die Erträge bei Winterraps lagen bei 32 dt/ha, was im Vergleich zu 2018 und zum langjährigen Durchschnitt einem Minus von 4 bzw. 17 Prozent entspricht. Im zweiten Jahr in Folge erwarten die Bauern in einigen Regio-nen zum Teil drastische Rückgänge bei Körner- und Silomais. Gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2018 werden hier Ertragseinbußen in einer Größenordnung von 24 bzw. 28 Prozent erwartet.

Erfreuliche Getreidequalität

Die Qualität der Getreideernte 2019 in Westfalen-Lippe dagegen war überwiegend erfreulich, da die lange Trockenheit nicht nur für einen außergewöhnlich frühen Erntebeginn sorgte, sondern auch Pilzbefall im Getreide verhinderte. Die geringere Erntemenge in Deutschland führte jedoch nicht zu steigenden Erzeugerpreisen, da die Getreidelager auf der Nord- und Südhalbkugelgut gefüllt sind und sich darüber hinaus weltweit eine Rekordernte beim Getreideabzeichnet. Die Erzeugerpreise für Futtergetreide liegen derzeit zwischen 140 und 170 Euro pro Tonne und damit ca. 20 Prozent unter dem Vorjahr.

Insgesamt ist die Stimmung in der Landwirtschaft weiterhin gedämpft. Hierfür gibt es aus Sicht des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands mehrere Gründe: Zentrale Fragen zu künftigen Standards in der Schweinehaltung, zur Umsetzung der neuen Düngeverordnung und zur Vereinbarkeit von Klima- und Tierschutz in der Tierhaltung sind nach wie vor ungelöst. Die Afrikanische Schweinepest (ASP) bleibt eine Bedrohung für die heimische Schweinehaltung und ein gesellschaftlicher Konsens über die künftige Form der Landwirtschaft in Deutschland ist nach wie vor erst in Umrissen erkennbar.

„Wir stellen uns dem Klimawandel“

Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband geht davon aus, dass sich die extremen Wetterverhältnisse dieses und des letzten Jahres künftig auch in Westfalen-Lippe immerhäufiger einstellen werden. Hierzu stellte WLV-Präsident Röring fest: „Als Landwirtschaft stellen wir uns der Herausforderung des Klimawandels. Wir werden unsere Anbauverfahren weiterentwickeln und künftig vermutlich auch Ackerfrüchte anbauen, die bisher in unseren Breiten nicht üblich waren. Zudem werden wir als Sektor Initiativen auf den Weg bringen, um den Ausstoß klimaschädlicher Gase in der Landwirtschaft konsequent zu verringern.“