Deshalb feiert Rewe ein Comeback an der Schulze-Delitzsch-Straße. Breite Gassen lassen Platz für Kinderwagen und Rollatoren.

„Als ich um acht Uhr ins Geschäft kam, war ich schon etwas erschrocken, weil ich nur wenig Kunden entdeckte”, erzählte eine inzwischen aber sichtbar entspannte Gabriele Gödecke; denn da war es nur eine Stunde später, 9 Uhr also. Und in ihrem neuen Rewe-Markt an der Schulze-Delitzsch-Straße hatte eine am meisten zu tun: die automatische Eingangstür. Die Kunden gaben sich die symbolische Klinke in die Hand.

Nach zwei menschenleeren Jahren kam gestern Morgen wieder Leben ins Ladenlokal. Und der alte Betreiber ist irgendwie sogar der selbe: die Rewe-Gruppe. Aufatmen durfte vor allem die „RED Real Estate”, eine Immobilien AG aus Dortmund: „Eine lange Durststrecke ist überwunden”, gestand bei der Eröffnung Vorstandsmitglied Herbert Domansky, „wir haben mit vielen Interessenten gesprochen, auch mit Discountern – doch vor allem die haben abgewunken, wollten hier in Kirchhellen mit einer Filiale lieber auf die grüne Wiese. Ein Geschäft direkt im Stadtteilzentrum liegt nicht in ihrem Schema.”

Die Inhaber des neuen Rewe-Marktes: Gabriele und Heinz-Josef Gödecke. Foto: Franz Naskrent
Die Inhaber des neuen Rewe-Marktes: Gabriele und Heinz-Josef Gödecke. Foto: Franz Naskrent © WAZ FotoPool

Die Rewe-Gruppe habe sich schließlich selbst ins Gespräch gebracht. Und dann sei alles schnell gegangen. „Sogar sehr schnell”, ergänzte Artchitekt und RED Real-Vorstand Manfred Kissing, „eine Umbauzeit von mal gerade zweieinhalb Monaten – ein einmaliger Rekord. Obwohl alles nagelneu ist, inklusive Haustechnik.” Eine halbe Mio Euro habe der Besitzer, die RED Real Estate investiert, Rewe Dortmund eine weitere halbe Million.

„Wir sahen hier eine Marktlücke”, begründete Dirk Jahns die Entscheidung von Rewe. Und er muss es wissen: Jahns ist Expansionsleiter bei Rewe Dortmund. „Wir müssen unseren Marktanteil nicht nur sichern, sondern ausbauen”, meinte er mit Blick auf den großen und einzigen Konkurrenten im Ruhrgebiet, Edeka. Die Discounter in diesem Fall ausgespart, die spielen in einer anderen Liga. „Die haben mittlerweile einen Marktanteil in Deutschland von 40 %”, weiß Jahns, „obwohl wir bei den Grundnahrungsmitteln genauso günstig sind. Wir richten aber unser Augenmerk auf ein hochwertigeres Sortiment, vor allem im Frischebereich Obst, Gemüse, Fleisch, Käse etc.” Diese Abteilungen betreibe die Rewe eigenverantwortlich und ohne Untervermietung an Partner.

Dirk Jahns sieht durchaus einen Trend zurück in die Zentren, Ortskerne. „Die müssen aber stark genug sein, wir gehen von folgender Marge aus: Kernbevölkerung von 500 Einwohnern im Umkreis von 500 Quadratmetern.” Nicht zu vergessen ein intaktes Geschäftszentrum, Dienstleister in der Nachbarschaft und natürlich Parkplätze. Dies alles biete Kirchhellen-Mitte. „Dieser Markt hat gefehlt”, strich der stellv. Bezirksbürgermeister Bernhard Steinmann die Bedeutung für die Nahversorgung heraus. „Gerade für ältere Leute bei ihrem Rundgang durchs Dorf.” Der Landwirt fand auch Produkte eines Kollegen in der Obstabteilung: Äpfel des Kirchhelleners Jörg Umberg. „Wir holen regionale Anbieter ins Boot”, bekräftige Gabriele Gödecke. Umberg wird zur Saison auch Erdbeeren, Spargel etc. liefern.

Der 900 qm große Lebensmittelmarkt von Heinz-Josef und Gabriele Gödecke trägt seinem Umfeld, zu dem zwei Seniorenheime zählen, auch in seiner Gestaltung Rechnung. Die Gänge zwischen den Regalen sind angenehm breit: Damit genug Platz für Rollatoren ist. Das registrierte Kundin Anne Gresch positiv: „Ich wollte zunächst mal gucken, ob meine Mutter mit dem Rollator durch die Reihen kommt, sie wohnt nebenan.”