Kirchhellen. . „Kabarett im Hof“ diesmal im Doppelpack. Hörenswert: Konzert-Kabarettist Armin Fischer mit seinem improvisierten Klassik-Mix auf Zuruf

Bei der angesagten Veranstaltungsreihe „Kabarett im Hof“ treffen am Mittwochabend ein virtuoser Konzertpianist, ein frecher Entertainer und ein angriffslustiger Moderator aufeinander, der mit seinen Witzen weder vor Showgrößen noch Politikern Halt macht.

Kabarettist Benjamin Eisenberg tritt mit Improvisationskünstler Armin Fischer und Lästermaul Ludger Kusenberg vor gefüllten Reihen auf. Das Event ist bis auf den letzten Platz ausverkauft.

Kritik am Hauptbahnhof

Der Künstler überrascht mit ironischen Bemerkungen zu tagesaktuellen Lokalthemen wie der Kaufhausschließung von „Moses“ oder der noch akzeptablen Beurteilung des Bottroper Hauptbahnhofes im kürzlich erschienenen VRR-Stationsbericht. Er vergleicht den Wartebereich mit einer Westernkulisse, in der Strohballen durch die Landschaft wehen und der Soundtrack aus dem Kultstreifen „Spiel mir das Lied vom Tod“ läuft.

Eisenberg geht auf den ausgefallenen Rosenmontagszug in einem bildlichen Vergleich zwischen dem deutschen und dem ausländischen Karneval ein. In seinen bitterbösen Gags nimmt er vor allem Annegret-Kramp-Karrenbauer, Kim Jong Un, Donald Trump, Dieter Bohlen wie auch Sänger Herbert Grönemeyer aufs Korn, den er gekonnt mit einer Zitatmischung, „Ö’s“ und lautmalerischen Tönen nachahmt. Für seine Darbietung wird er mit anhaltendem Applaus belohnt. Die Gäste können sich vor Lachen kaum auf den Stühlen halten.

Seniorinnen haben ein Netzwerk

An die positive Stimmung schließt Ludger Kusenberg, kurz Ludger K., mit mehreren Ausschnitten aus seinem „Böst Of“-Programm an. Seine Themen sind das schnelle Älterwerden, die rasende Zeit und die stete Rückbesinnung auf „gute, alte Werte“.

Die Begegnung mit einem modernen Naturheilkundler wird für den Spaßvogel rasch zum Angsterlebnis. Seine durchgängige These: Seniorinnen haben ein Netzwerk, bei dem Social-Media-Kanäle wie Facebook einpacken können. „Die Omis wissen alles und beobachten uns von ihrem Fenster aus. Ich nenne das Phänomen Google-Street-View-Classic.“

Smetana, Bach und Rimski

Der eindeutige Publikumsliebling der Veranstaltung ist Klavier-Kabarettist Armin Fischer. „Ich stehe darauf, alles bei klassischen Kompositionen wegzulassen, was schwer ist“, kündigt das Talent zu Beginn seiner Darbietung an. Dann legt er mit einer stark verkürzten Version von Franz Liszts zweiten Rhapsodie in Cis-Moll los. „Huch, das war mein persönlicher Rekord. Ich bin ganz überrascht.“

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Der Maestro demonstriert Fingerübungen an seinem Arbeitsgerät, er spricht im gleichen Atemzug von „Expertenextrakten“ und „Pianistischer Reduziertheit“.

In der zweiten Hälfte zeigt er sein ganzes Können. Auf Zuruf notiert er sich drei klassische Wunschtitel des Publikums, die er anschließend zu einem Stück vereint. Die „Toccata“ von Bach verschmilzt spontan mit dem „Hummelflug“ von Rimski-Korsakow und der einnehmenden „Moldau“ von Smetana. „Alle meine Entchen“ gibt es als Zugabe zum Klangfeuerwerk. Die Gäste toben auf ihren Plätzen.