Kirchhellen. . Hans-Josef Lehrich dokumentiert die Abschüsse alliierter Bomber. Die bisher letzte Absturzstelle wurde im Oktober 2017 am Rotbach entdeckt
54 englische und vier amerikanische Luftwaffensoldaten sind von 1941 bis 1945 bei 13 Abstürzen alliierter Maschinen über Kirchhellen gestorben Diese Bilanz zieht Heimatforscher Hans-Josef Lehrich nach zwölfjähriger Recherche. Er hat vielen Opfern ein Gesicht gegeben in seinem Buch „Alliierte Abstürze im 2. Weltkrieg auf Kirchhellener Gebiet“, das jetzt als Band 49 der Schriftenreihe des Heimatvereins erschienen ist. Seine Absturz-Liste muss nicht vollständig sein: Immer wieder werden neue Spuren von Abstürzen entdeckt, zuletzt im Oktober 2017.
Eigentlich ist Lehrichs Forschungsgebiet der Flugplatz Schwarze Heide im 2. Weltkrieg. Den Anstoß zur Absturz-Forschung gab 2007 Heike Biskup, Leiterin des Stadtarchives, erinnert er sich: „Sie hatte Besuch von den Kindern des einzigen Überlebenden eines Absturzes an der Halde Haniel im Oktober 1944“.
In den folgenden Jahre lernte Lehrich auf der Suche nach Trümmern und Dokumenten Gleichgesinnte kennen: Simon Terhardt aus Sterkrade. Matthias Hundt aus Dorsten und Sascha Weltgen aus Hiesfeld erforschen ebenfalls die Geschichte des Flugplatzes und die Abstürze. 135 Absturzstellen im Umfeld haben sie dokumentiert.
Fünf Stellungen mit Flugabwehrkanonen (Flak) gab es während des 2. Weltkriegs in Kirchhellen, zudem waren am Flugplatz Jagdgeschwader stationiert. Sie waren Teil eines Abwehrringes, der die Industrieanlagen im Ruhrgebiet und besonders das Hydrierwerk in der Boy vor Bombenangriffen schützen sollten. Und das taten die Abfangjäger wie die Flakschützen erfolgreich. „Bombenflüge ins Ruhrgebiet waren gefürchtet“, zitiert Lehrich einen britischen Zeitzeugen.
Die ersten Opfer der deutschen Flak in Kirchhellen waren sechs Besatzungsmitglieder eines britischen Whitley-Bombers, der am 13. Juni 1941 zu einem Nachtangriff auf Schwerte unterwegs war. Die Maschine zerschellte auf einem Acker an der Straße In der Miere. Alle sechs Flieger starben und wurden beigesetzt auf dem alten Friedhof in Kirchhellen. Mit allen Ehren übrigens, hat Lehrich herausgefunden: Feuerwehrmänner trugen den Sarg. Luftwaffensoldaten salutierten. Die letzten Worte am Grab sprach der Bürgermeister.
Abschuss in 8000 Metern Höhe
Auf Bottroper wie Oberhausener Seite des Rotbachs wurden im Oktober 2017 Trümmer des bisher letzten entdeckten Abschusses gefunden: Die B-17 gehörte am 10. Oktober 1943 zu der ersten Welle von Bombern, die den Befehl von Luftmarschall Arthur „Bomber“ Harris zur Bombardierung von zivilen Zielen bekamen: „Die Stufen des Doms von Münster sind unser Ziel.“ Ein deutscher Jäger schoss den Bomber in 8000 Metern Höhe ab. Die Besatzung rettete sich mit Fallschirmen.
Hier gibt es das Buch
Seit 1971 gibt der Verein für Orts- und Heimatkunde im Jahresrhythmus Hefte zu Leben und Geschichte in Kirchhellen heraus.
Zu beziehen sind die Bände über die Humboldt-Buchhandlung, Schulze-Delitzsch-Straße 1, (02045) 83947, oder über Ferdinand Schmitz vom Heimatverein: (02045) 40 60 20.