Kirchhellen. Nur ein Viertel der Landwirte erreicht den mit dem Wasserversorger vereinbarten Zielwert. Trotzdem soll das Konzept bis 2030 fortgesetzt werden.
Das „Kooperationskonzept 2020“ zwischen Landwirten und dem Wasserversorger RWW hat zu einer Verringerung der Nitratbelastung im Sicker- und Grundwasser geführt. Allerdings sind die Erfolge unter den Erwartungen geblieben: Nur ein Viertel der Landwirte, die an diesem Projekt teilnehmen, hat durch Verringerung von Düngung den Zielwert erreicht, der nötig wäre, um neues Grundwasser unter dem Nitrat-Grenzwert zu halten. Dennoch will RWW, weil Alternativen fehlen, die Vereinbarung mit den Landwirten bis zum Jahr 2030 fortschreiben.
Grenzwert: 50 Milligramm Nitrat pro Liter
Auf Antrag der Grünen hat die Stadt einen Stand der Dinge zum Thema Nitratbelastung des Bottroper Wassers erstellt. Der Bericht wird nächste Woche dem Umweltausschuss und der Bezirksvertretung Kirchhellen vorgestellt und dreht sich wesentlich um einen Wert: 50 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l) ist die Qualitätsnorm für deutsches Trinkwasser.
Dieser Wert wird in Kirchhellen überschritten, jedenfalls im Brunnenwasser. Das belegen die Messungen der Stadt ebenso wie die des Vereins VSR-Gewässerschutz. Spitzenwert bei den Proben im September waren 126 Milligramm pro Liter. Folge: Wer das Wasser trinken will, muss eine Nitrataufbereitung nachrüsten. Die Kosten dafür beziffert der Fachbereich Umwelt auf 3000 bis 10 000 Euro.
Der Wert von 50 mg/l wird nicht überschritten im Kirchhellener Trinkwasser, das aus dem Wasserwerk Dorsten-Holsterhausen stammt. „Das Holsterhauser Trinkwasser weist mit einem durchschnittlichen Nitratwert von 11 mg/l eine ausgezeichnete Qualität auf“, sagt RWW-Sprecher Ramon Steggingk. Und das werde auf Sicht auch so bleiben: „In den nächsten Jahrzehnten werden wir den Grenzwert voraussichtlich nicht überschreiten.“
Aber: Im so genannten „jungen“ Grundwasser selbst im Wassergewinnungsgebiet Holsterhausen wurden nach Angaben der Stadt schon Konzentrationen von bis zu 260 mg/l festgestellt. Ursache sind, sagen Stadt und RWW, organische und mineralische Dünger. Deshalb soll weniger davon auf den Feldern eingesetzt werden.
Deshalb hat der Versorger den Landwirten eine Prämie ausgesetzt: Wer im Herbst weniger als 40 Kilo Nitrat pro Hektar im Boden hat, bekommt Geld. Die Landwirte machen gerne mit: 81 Prozent haben letztes Jahr teilgenommen. Aber nur ein Viertel von ihnen erreichte den Zielwert. Negativ-Bilanz der Stadt: „Kein eindeutiger Trend zu niedrigeren Werten erkennbar.“ RWW will das Programm dennoch bis 2030 verlängern, auch wenn es unter den Erwartungen geblieben ist: Es gibt schlicht derzeit keine Alternative.