Schreinermeister Gunther Kluger hat das 1917 abgebrannte Gotteshaus im Maßstab 1:20 nachgebaut - allerdings auf dünner Fakten-Grundlage

  • Eine Ausstellung erinnert an den Brand der alten Kirche am 12. Juni 1917
  • Schreinermeister Gunther Kluger hat sie im Maßstab 1:20 nachgebaut
  • Weil nicht mehr viele Bilder und Karten erhalten sind, hat er einige Maße schätzen müssen

„Das Feuer griff rasend schnell um sich, äscherte das alte Gotteshaus ein und griff auf mehrere Nachbarhäuser über.“ So berichtete die „Bottroper Volkszeitung“ über den Brand der alten Kirchhellener Kirche am 12. Juni 1917. Im Heimathaus am Hof Jünger zeigt Schreinermeister Gunther Kluger, wie die Kirche vor dem Brand wohl ausgesehen hat. Ein Rest Spekulation musste beim Bau des Modells bleiben.

Zentrales Ausstellungs-Stück

Klugers Modell im Maßstab 1:20 ist ein zentrales Stück der Ausstellung, mit der Heimatverein und Gemeinde St. Johannes an die Vernichtung der alten Kirche erinnern. Der Bau des Modells war ein schwieriges Unterfangen, sagt Kluger: „Es weiß ja keiner, wie sie wirklich ausgesehen hat.“ Gemälde und Zeichnungen vom alten Dorfkern sind zum Teil perspektivisch verfremdet oder aus der Erinnerung gemalt.

© Kerstin Bögeholz

Im Gemeindearchiv fand sich nur eine Grundrisszeichnung, so dass Kluger einen Großteil seiner Recherchen zur Gestaltung des Kirchenraumes in Grafenwald gemacht hat. Denn von der dort 1972 abgerissenen „Use Kiärske“ sind die Bauzeichnungen noch erhalten. Einige sind zu sehen im Band 46 der Schriftenreihe des Heimatvereins: „Neues aus Grafenwald“. Außerdem hat Kluger alte Kirchenbauten in Hiesfeld studiert.

Fotos der ausgebrannten Ruine

Eine große Hilfe bei der Rekonstruktion, sagt Kluger, waren außerdem Fotos der niedergebrannten Kirche, die Pfarrer Klaus Klein-Schmeink aus dem Gemeindearchiv gezogen hatte. „Daraus habe ich viele Proportionen ableiten können. Aber ein paar Maße wie die Höhe der Fenster habe ich am Ende einfach schätzen müssen.“

1400 Vertriebene landeten in Kirchhellen

Mit dem Modellbau begonnen hat Kluger eigentlich, um die Erinnerung an die alte Heimat wachzuhalten. Als Achtjähriger wurde er mit seiner Familie aus Oberschlesien vertrieben, die Flucht endete wie die vieler anderer Familien in Kirchhellen.Rund 1400 Vertriebene vor allem aus Schlesien fanden in Kirchhellen bis 1950 eine neue Heimat. Kluger machte an der Johannesschule seinen Volksschulabschluss, absolvierte eine Schreinerlehre und machten 1970 seine Meisterprüfung.

1975 entstanden nach einem Besuch der alten Heimat ein Modell seines Elternhauses - und des Planwagens, den die Familie auf der Flucht benutzt hatte. Nachdem Kluger sich selbstständig gemacht hatte, landete das Modellbauwerkzeug erst mal im Keller: „Da hatte ich für sowas keine Zeit.“

Modelle stehen im Mühlenmuseum

Seitdem er 2002 seinen Ruhestand genießt, hat er mit dem Bauen wieder begonnen. Er schreinerte unter anderem ein Modell der Jagdschlosses der Essener Industtriellenfamilie Grillo, zu dem einst der Heidhof in der Kirchheller Heide gehörte. Im Mühlenmuseum in Dinslaken-Hiesfeld stehen seine Modelle einer Mühle und eines Sägewerkes („mit sechs Maschinen, und alle laufen!“). Auch Wasserrad und Springbrunnen seiner Krippenlandschaft übrigens: „Da dreht sich alles.“