Aktionstag gegen Wohnungseinbruch. Wo die Fahnder genau hinschauen müssen, sagt ihnen die Erfahrung - und die Datenbank „Motiv“
- Schwerpunktkontrollen an Autobahnabfahrten und Hauptverkehrsstraßen in Bottrop und Gladbeck
- Hintergrund: Im Januar haben sich die Einbruchszahlen im Vergleich zu Dezember fast verdreifacht
- Fahrer eines Wohnwagengespanns wurde nach einem Fluchtversuch n Feldhausen gestellt
Die Polizei hat einen weiteren Aktionstag zur Bekämpfung von Wohnungseinbrüchen gefahren. Hintergrund: Nach einem deutliche Rückgang der Einbrüche seit April hat sich die Zahl der Tageswohnungseinbrüche im Januar gegenüber Dezember fast verdreifacht.
Das Signal: Achtung, wir haben euch im Auge
Bei Kontrollen in Autobahnauffahrten und Hauptverkehrsstraßen in Bottrop und Gladbeck hat die Polizei reisende Täter im Visier, die sie im besten Fall aufspürt, aber auf jeden Fall abzuschrecken versucht: Achtung, wir haben euch im Auge. Ergänzt wurden die Kontrollen durch Information der Bürger über Einbruchsvorbeugung, etwa mit einem Infostand des Kommissariates Vorbeugung. Ergebnisse will die Polizei heute melden, aber über einen verdächtigen Zwischenfall berichtete sie bereits am Donnerstag.
Bei Schwerpunktkontrollen an der A 31-Abfahrt in Feldhausen hatten Polizisten ein Wohnwagengespann herausgewunken. Statt zu stoppen, gab der Fahrer Gas und flüchtete über Feldhausener Straße und Lippweg. Die Beamten setzten mit Blaulicht hinterher. Kurz hinter Schloss Beck gab der Fahrer die Flucht auf und stellte sich.
Gefälschter Pass, fehlende Fahrzeugpapiere
„Ausgewiesen hat der Fahrer sich mit einem augenscheinlich gefälschten irischen Pass“, fasst Polizeisprecher Wieland Schröder die Verdachtsmomente zusammen. „Einen Eigentumsnachweis für den Wohnwagen kann er nicht führen.“ Dazu kommen Verkehrsverstöße: Das Nummernschild für den Wohnwagen war aus Pappe gebastelt, das Gespann viel zu schwer für die Führerscheinklasse des Fahrers und die Reifen abgefahren. Deshalb wurden Fahrer, Beifahrerin und beide Fahrzeuge mit dem ganz feinen Kamm untersucht.
Schon vor dem Fluchtversuch war das Gespann den Fahndern aufgefallen, weil es in ihr Raster passte. Das bildet sich zum einem Teil aus Erfahrung. „Die Kollegen erkennen, wo sich das genauere Hinschauen lohnt“, sagt Schröder. Eine weitere Hilfe liefert die Datenbank „Motiv“ beim Landeskriminalamt in Düsseldorf. Hier werden seit 2013 Hinweise und Ermittlungsergebnisse gebündelt.
Fahndungskonzept nach reisenden Tätern
Im Fokus stehen dabei reisende Serieneinbrecher . „Mobile Täter im Visier“ (Motiv) heißt das Fahndungskonzept und ist eine Reaktion auf die Erkenntnis: Immer mehr Einbrecher sind bandenmäßig organisiert, schlagen schnell zu und begehen in kurzer Zeit viele Taten in verschiedenen Städten. Anschließend verschwinden sie über die Grenzen. Deshalb hat die Polizei in NRW sich vernetzt etwa mit den Polizeibehörden in den Beneluxländern. Seit 2015 berät ein niederländischer Spezialist das LKA.
Für die Reiterstaffel war es zu stürmisch
Wer in zwölf Monaten fünf und mehr Einbrüche in drei verschiedenen Polizeibezirken begeht, gilt als mobiler Intensivtäter. Von diesen Kandidaten erstellen Spezialisten beim LKA Täterprofile, die sie dann zur weiteren Ermittlung ans Polizeipräsidium übergeben.
Randnotiz: Eigentlich hatte die Stadt bei den Kontrollen in Kirchhellen auch die Reiterstaffel einsetzen wollen. Doch der Wind ließ die Anhänger zu sehr schwanken.