Grafenwald. . Gutachter beziffert die Entwässerungskosten auf zwei Millionen Euro. Die SPD hält trotzdem an den Plänen fest. Skepsis bei der CDU
- Weil das Grundwasser bis zur Grasnarbe steht, wird die Entwässerung rund zwei Millionen Euro kosten
- Die Stadt will sich „an das Machbare herantasten“.
- SPD hält fest an Neubauplänen, Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder (CDU) zeigt seine Skepsis
Die Nachricht kommt nicht wirklich überraschend, aber die Zahlen beeindrucken doch: Die Entwässerung des geplanten Neubaugebietes Vossundern-Friedenstraße würde wegen des sehr hohen Grundwasserpegels mit zwei Millionen Euro zu Buche schlagen. Das hat ein Gutachter der Verwaltung jetzt schriftlich gegeben. Dazu kämen 1,2 Millionen Euro für zwei Erschließungsstraßen. Ein Großteil dieser Summe wäre zu tragen von den Häuslebauern oder Käufern. Die SPD will trotzdem an den Bauplänen festhalten, sagt SPD-Bezirksfraktionschef Willi Stratmann. Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder (CDU) fordert ein Nachdenken über Alternativen.
Das Wassergutachten ist Teil einer noch nicht abgeschlossenen Machbarkeitsstudie. Deshalb warnt Planungsamtsleiterin Christina Kleinheins vor einem verfrühten Nachruf auf die Neubauten. „Die Summe ist hoch. Wir müssen mal schauen, wie sie sich verändert, wenn wir einen konkreten städtebaulichen Entwurf darüber legen.“ Der Gutachter war von 200 Wohneinheiten ausgegangen, die im städtischen „Wohnbauflächenkonzept 2025“ dort vorgesehen sind. „Das Gutachten hat aufgezeigt, was wir schon vermutet hatten“, sagt die Planungsamtsleiterin: „Wir haben überhaupt keine Chance, dort ohne Stauraumkanäle zu bauen. Rückhaltebecken können wir vergessen.
Planungs- und Tiefbauamt wollen jetzt über die Konsequenzen aus dem Gutachten beraten. Der Experte hatte auch gewarnt, Häuser müssten dort wegen des hohen Grundwassers entweder ohne Keller gebaut werden oder mit wasserdichten Wannen. Christina Kleinheins spricht von einem „Prozess des Herantastens an das Machbare“, der Zeit brauche.
Trotz der Bedenken des Gutachters will die SPD im Bezirk an den Neubauplänen festhalten. „Wir möchten immer noch sehr gerne, dass dort gebaut wird“, sagt Willi Stratmann, Chef der Bezirksfraktion und nennt drei Gründe: Das Neubaugebiet würde dringend benötigten Wohnraum schaffen und eine weitere Verbindung zwischen Kirchhellen und Alt-Bottrop herstellen. Außerdem sei der Grundwasserspiegel überall in Grafenwald hoch: „Wenn wir uns nach anderen Flächen umschauen, kommen wir vom Regen in die Traufe.“
Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder (CDU) sieht durch das Gutachten seine Skepsis gegenüber den Neubauplänen bestätigt. Er will das Endergebnis der Studie abwarten, rät aber schon jetzt zum Nachdenken über einen Plan B: „Wir müssen überlegen: Ist die Sache uns so viel Geld wert? Auch mit dem Wissen, dass die Starkregenereignisse zunehmen werden?“ Sein Vorschlag: „Wir denken kurzfristig nach über schnell machbare erweiterte Lückenschlüsse in der Bebauung.“ Dafür gebe es bereits Gesprächsangebote.