Um die Vorgaben des Landes zu erfüllen, braucht Bottrop neue Windkraftanlagen. Im Dorf wäre noch Platz dafür, aber der Oberbürgermeister weist auf die Beschränkungen hin
„Das Ziel sollte sein, die Nutzung der Windenergie zu stärken, aber nur dort, wo es städtebaulich und nach den Regelungen der Stadt Bottrop verträglich ist.“ So unverbindlich hat die Verwaltung im Sommer bei der Überprüfung des Flächennutzungsplanes formuliert. Die meisten Windräder der Stadt, nämlich neun, stehen in Kirchhellen. Und hier wären auch noch Flächen verfügbar für neue Standorte. Oberbürgermeister Bernd Tischler vermied im WAZ-Gespräch Festlegungen. Doch dass auf das Dorf Standortdebatten zukommen werden, dafür sprechen Berechnungen des Landesverbandes Erneuerbare Energien (LEE): Wenn das Land seine selbst gesteckten Klimaziele erreichen will, braucht es 200 neue Windkraftanlagen in NRW - jedes Jahr.
Derzeit liegt Bottrop im Soll
Auf dem Papier ist die Ausgangslage eindeutig: Als erste Stadt in NRW hat Bottrop Konzentrationszonen für Windenergieanlagen ausgewiesen, und zwar in Hardinghausen und Overhagen, mit einer Höhenbegrenzung von 100 Metern. Diese Zonen sind voll, und auch die vom Land geforderte Leistung wird übererfüllt. Bottrop liegt im Soll.
Noch. Denn das Land hat sich selbst das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2020 15 Prozent des Stroms aus Widnenergie zu beziehen und bis 2025 30 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien zu beziehen. Bis 2050 soll der Kohlendioxid-Ausstoß um 80 bis 95 Prozent sinken. Dafür müssten künftig jedes Jahr mindestens so viele neue Anlagen entstehen wie vermutlich im ganzen Jahr 2016, für das der Landesverband mit einem Zuwachs von 500 Megawatt Leistung rechnet. Das entspricht etwa dem Neubau von rund 200 Anlagen landesweit.
Dieser Bedarf an neuen Windkraftanlagen wird nicht an Bottrop vorbei gehen. Oberbürgermeister Bernd Tischler bremst zwar zu hohe Erwartungen an die Stadt: „Es kann nicht mehr viele neue Anlagen geben wegen der Restriktionen des Naturschutzes.“ Klar ist aber auch: Ausgerechnet die „Innovation City“ wird beim Thema erneuerbare Energieformen nicht auf der Bremse stehen können.
Schwerpunkt der „Zukunftsstadt“
Schon gar nicht, weil das Thema erneuerbare Energien auch eine große Rolle spielt beim Bundeswettbewerb „Zukunftsstadt Bottrop 2030+“, zeitlich und inhaltlich ein Folgeprojekt zur Innovation City. Die Planer haben sich das „Handlungsfeld Energie“ als Schwerpunkt gesetzt und dabei Kirchhellen intensiv in den Blick genommen.
Schon jetzt ist das Dorf mit Blick auf die Stromerzeugung rechnerisch energieautark, wenn der Movie Park aus der Rechnung genommen wird. Aber beim Thema Wärme ist noch großer Nachholbedarf ausgemacht. So soll es in der zweiten Stufe des Wettbewerbes, den die Stadt bereits erreicht hat, ein „Wärmekataster Kirchhellen“ geben, definiert als „Erstellung einer Übersicht zu Wärmequellen und Wärmesenken in Kirchhellen zur effizienteren energetischen Versorgung von Neubau- und Altbaubestand“ nach dem Vorbild der Nahwärmeinsel, die Hallenbad und Hauptschule versorgt.
Schacht 10 als Standort für Erneuerbare Energie
Und auch zum Thema erneuerbare Energie haben die Projektplaner die Vision aus der ersten Wettbewerbsphase weiter gedacht, von Kirchhellen aus könnte auch Alt-Bottrop mit Energie aus erneuerbaren Quellen versorgt werden. Unter der Vision „Glückauf zu einem erneuerbaren Bottrop“ lassen die Planer auch Experten nachdenken über die Einführung einer Biogastonne.- und über den „strukturellen Umbau der Bergwerksfläche Prosper V Schacht 10 zum Standort zur Erzeugung regenerativer Energien.“