Franz von Assisi gilt als Erfinder der Krippendarstellungen. In der Krippenlandschaft von St. Johannes ist er am Heiligen Abend erstmals im Gewand des von ihm gegründeten Ordens zu sehen
- Auf 60 Quadratmeter ist die Krippenlandschaft von St. Johannes seit 1988 angewachsen
- Diesmal bekam die Franziskus-Figur ein neues Gewand geschneidert - das der Franziskaner
- Von Heiligabend bis zum 8. Januar erwartet die Gemeinde wieder Tausende von Besuchern
Zwei Dinge ändern sich selten zu Weihnachten in St. Johannes: „Die Krippe ist tatsächlich erst an Heiligabend fertig“, sagt Pfarrer Klaus Klein-Schmeink. Und die Krippenlandschaft sieht immer mal wieder anders aus, weil sie Zuwachs bekommen hat - oder wie in diesem Jahr, weil ein Kostümwechsel vollzogen wurde. Der heilige Franz von Assisi, Ordensgründer und Erfinder der Krippendarstellungen, weist in St. Johannes den Gläubigen jetzt den Weg zur Krippe im Gewand des von ihm gegründeten Ordens. Und dazu hat Felix beigetragen.
Maßgeschneiderte Mönchskutte
Im dritten Jahr hilft der siebenjährige Felix Klingenmaier, Zweitklässler der Gregorschule, beim Auf- und Abbau der nun bereits 60 Quadratmeter großen Krippenlandschaft und ist nach Auskunft von Küsterin Renate Schönsee auch sehr hilfreich beim Verlegen der Kabel unter den Aufbauten. Als Renate Schönsee mal wieder bedauerte, dass die Heiligenfigur wegen des schlichten braunen Gewandes kaum jemand erkennen würde, wusste Felix Rat: „Meine Mutter kann prima nähen. Die kann was Neues machen.“
Erfinder der Krippendarstellungen
Dabei hat der Heilige und Ordensgründer zu Lebzeiten wahrscheinlich tatsächlich die härene braune Kutte mit dem Taukreuz um den Hals getragen, sagt Pfarrer Klaus Klein-Schmeink: „Aber die Menschen werden ihn so nicht erkennen.“ Und das ist schade, weil auf Franziskus „die Krippendarstellungen zurück gehen, so wie wir sie kennen“. Im Jahre 1223 hat der Heilige in einem Stall in einer Felsgrotte in einem Wald nahe des italienischen Greccio eine Christmette mit Ochs, Esel und strohgefüllter Krippe gefeiert, „um den Menschen das Weihnachtsfest sinnlich erfahrbar zu machen“, sagt Klein-Schmeink. Nur Kleingeister wie die Autoren des ökumenischen Heiligenlexikons bemängeln, dass damals die Figuren von Maria und Joseph nicht dabei gewesen sein sollen.
Felix’ Vertrauen in ihre Nähkünste ehrte Julica Klingenmaier, stellte sie aber vor eine schwierige Aufgabe: Wie schneidere ich ein Franziskanerhabit im Maßstab 1:3, vor allem die komplizierte Kapuze? Ihre Nachforschungen führten sie zur Bruder Gerhard Busche im Kloster Frauenberg in Fulda. Der Herrenschneidermeister näht nicht nur Mönchskutten, sondern hat auch für seine Maßanzüge schon Preise gewonnen. Und Bruder Gerhard ist hilfsbereit und schickte Julica Klingenmaier ein Rundum-Sorglos-Paket: „Richtig franziskanischer Stoff, Zingulum (für Laien: der Strick um die Taille mit den drei Knoten) und Schnittmuster im richtigen Maßstab. Das hat perfekt gepasst.“
Ausstellung
Bevor das zehnköpfige Krippen-Aufbauteam allerdings zur Anprobe schreiten konnte, galt es noch ein klitzekleines Problem zu lösen: Wie bekommt man die Heiligenfigur umgezogen? Die Helfer gehen nicht ins Detail, nur Felix verrät: „Den Kopf kann man jetzt draufstecken auf die Figur.“ Kommt schon mal vor, sagt die Küsterin: „Im Laufe der Jahre sind schon einige Gliedmaßen beweglich geworden.“
Vom Heiligen Abend an bis zum letzten Sonntag im Januar werden wieder Tausende von Besuchern die unverwechselbare Krippenlandschaft mit Brezelbruder und dem versteckten Kirchturm von St. Johannes in der Kirche bewundern und sich vom 27. Dezember bis 8. Dezember zudem im Krippencafe nebenan im Pfarrheim mit Selbstgebackenem stärken können. Und - Felix und seiner Mama sei Dank - anhand des Habits werden sie die Figur des Heiligen Franziskus, der den Weg zur Krippe weist, als den erkennen können, den er tatsächlich darstellt: Er hat sie erfunden, die Krippendarstellung.